Interview in

Alternative Therapien
 

The Work of Byron Katie
Der einfache Weg zum befreiten Leben

METIS“The Work“ verbreitet sich um die Welt wie ein Virus. BALANCE traf Moritz Boerner, Autor des Bestsellers: „Byron Katies The Work - Der einfache Weg zum befreiten Leben“

Balance: „The Work“, was ist das?

Moritz Boerner: Ein universelles Selbsthilfesystem, vier Fragen und eine Umkehrung, ein Instrument, um das eigene Denken zu untersuchen und vielleicht zu ändern, eine wunderbare Möglichkeit, Freiheit und Glück finden - es gibt viele Definitionen. Letzten Endes muss man es selbst ausprobieren und sehr oft anwenden, bevor man auch nur annähernd ermessen kann, um was für tolles Werkzeug es sich handelt.

Und wieso hört man erst neuerdings davon?

Ich weiß es auch nicht. Byron Katie hat das schon vor zwölf Jahren gefunden und es hat sich eben ganz langsam über Amerika und Holland auch nach Deutschland ausgebreitet. So ganz neu ist es nicht, in Teilen, denke ich, existiert das schon lange und geistert in verschiedenen Formen durch Therapien und Selbsthilfebücher. Katie hat es verfeinert und in eine ganz einfache, leicht zu behaltende und leicht anzuwendende Form gebracht. Seitdem wenden es immer mehr Menschen an und infizieren andere damit, indem sie davon erzählen oder einfach durch ihr Beispiel zeigen, wie positiv die Methode das Leben verändern kann.

Hat sich in Deinem Leben etwas durch „The Work“ verändert?

Oh ja. Alles. Alles hat sich geändert. Ich habe eine ganz andere Sicht auf die Welt, ich bin viel positiver geworden, gelassener, mich kann so leicht nichts mehr aus der inneren Ruhe bringen. Viele meiner Freunde sagen, ich hätte mich sehr zu meinem Vorteil entwickelt. Allerdings kommt bei mir hinzu, dass ich ja nun sehr viele Seminare gebe und Leute in „The Work“ richtiggehend ausbilde, insofern bin ich gezwungen, das auch wirklich im Leben anzuwenden. Mancher, der mein Buch liest und daraufhin nur bisschen im Kopf „workt“, wird daraus kaum Nutzen ziehen.

Du hast das Buch „Byron Katies The Work“ über die Methode geschrieben; wie kam es dazu?

Ich wurde von einer alten Freundin eingeladen, einen Artikel für die Zeitschrift „Connection“ zu schreiben. Diesen las dann mein Verleger, und der fragte mich, ob ich nicht ein Buch über diese geniale Sache schreiben wolle. Ich musste mich also sehr intensiv mit der Materie beschäftigen. Katie gab mir bei den Recherchen für das Buch alle nur erdenkliche Unterstützung, stellte aber heraus, dass sie es nicht wegen des Buches an sich tat, sondern für mich, damit ich diese wundervolle Methode lernen und mit ihr mein Denken untersuchen konnte.

Liegt auch deshalb Dein Buch nicht auf ihren Büchertischen, wenn sie nach Deutschland kommt?

Ich denke ja. Sie findet zwar, dass es ein wunderbares Buch ist, und sie empfiehlt es auch sehr, aber für mein Ego wäre das nicht gut, wenn ich zu viel Beifall bekäme. Die Verkaufszahlen und das tolle Feedback, das ich bekomme, machen das allerdings teilweise wieder zunichte. Außerdem hat sie gerade ein eigenes Buch geschrieben, das bisher aber nur als Manuskript verkauft wird. Da will ich ihr natürlich auch keine Konkurrenz machen.

Hältst Du Katie für erleuchtet?

Wer so etwas denkt, hat meist eigenartige Vorstellungen von Erleuchtung. Zum Beispiel sie sei die reine Liebe und alles um sie herum schwebe in den Wolken. Ich habe mich in ihrer Gegenwart immer sehr wohl gefühlt, aber ich kenne auch niemanden, der so unberechenbar ist, so majestätisch, so frei, so unzuverlässig, so unbestechlich. Diese Frau ist wie das Leben selbst. Sie selbst sagt übrigens über dieses Thema nur, sie sei frei und glücklich, und das reiche ihr.

Ich denke, man solle sich besser um seine eigene Erleuchtung kümmern, anstatt sich in ihren Angelegenheiten aufzuhalten.


Byron Katie mit Moritz Boerner

Das ist ja so ein Konzept bei „The Work“. Man soll sich nur um seine eigenen Angelegenheiten kümmern. Ist das nicht sehr egoistisch?

Das wirkt zunächst so. Tatsache ist, dass viele Leute ständig mental in fremden Angelegenheiten sind und nicht bei sich selbst. Und anstatt zu handeln, denken sie und denken und sind von Sorgen und Wut und Trauer zerfressen.

Wenn ich „The Work“ konsequent anwende, stelle ich fest, dass ich mit mir selbst ins Reine komme und viel mehr Energie und Zeit habe, da zu helfen, wo ich helfen kann und möchte.

Was heißt das: „The Work“ konsequent anwenden?

Wann immer ich Schmerz spüre, wann immer ich über irgend etwas frustriert bin, schreibe ich den zugrundeliegenden Glaubenssatz auf und stelle mir die vier Fragen. Das Seltsame dabei ist, dass sich dann etwas ändert, nicht immer sofort, aber immer öfter. Meist findet diese Änderung in mir statt und ich weiß nicht, worauf sie zurückzuführen ist - sehr oft aber verwandelt sich meine Umwelt. Es scheint, als ob ich eine andere Ausstrahlung bekomme, die meine Umgebung dazu veranlasst, sich mir gegenüber anders zu verhalten.

Die meisten von uns denken ja wohl, sie seien in festgefügte Lebensumstände eingebunden, in die sie sich dann irgendwie einpassen müssen. Meine Erfahrung ist hingegen, dass wir alle zusammen eine Einheit bilden, und sowie ich mich ändere, verändern sich alle anderen mir gegenüber automatisch. Das trifft sogar auf die mich umgebende Materie zu - auch sie ist Teil des Ganzen, auch sie reagiert auf mich, so wie ich in dem Augenblick bin. Das ist für mich jetzt lebendige, tägliche Erfahrung.

Das klingt jetzt sehr esoterisch!

Ja, das ist auch so ein Phänomen von „The Work“. Das sind ganz kleine unschuldige Fragen - eigentlich gar nichts. Und dann wendest Du das eine Weile an, und plötzlich entdeckst Du alle Weisheit dieser Welt in Dir! Ich habe Unmengen von esoterischen und philosophischen Büchern gelesen und sogar einige selbst geschrieben. Aber wirklich leben kann ich das, was ich theoretisch schon lange weiß, erst seit ich „The Work“ mache.

Nenne mal ein Beispiel!

Ja, z. B., was ich eben sagte: „Wir sind EINS“. Und das Tolle ist, dass jeder das empfindet, der z.B. an meinen Seminaren teilnimmt. Wenn Du eine Weile zuhörst, während andere „The Work“ machen, dann entdeckst Du, dass es gar keine individuellen Gedanken gibt, das ist eine Illusion, die wir alle haben.
Oder nimm ein anderes Beispiel: „Deine Umwelt ist Dein Spiegel“. Ich weiß das theoretisch schon lange, aber in welchem Maß das wirklich zutrifft, das habe ich erst durch „The Work“ erfahren, das hat mich am Anfang sogar ein wenig erschreckt. Jede Bierdose auf der Straße, jeder Haufen Hundescheiße, jeder Mülleimer, jeder Zigarettenautomat, das Wetter, die politischen Verhältnisse, Helmut Kohl - das bin alles ich! Das kann einen ganz schön beuteln, wenn man das genau untersucht. Aber ich bin natürlich auch das Schöne, das mich umgibt - auch das hat sich mir durch „The Work“ erst richtig erschlossen.

Das kommt mir jetzt fast ein bisschen unheimlich vor! Man denkt doch, „The Work“ sei eine mechanische, sehr theoretische, intellektuelle Methode.

Ja, das ging mir zunächst auch so. Um so faszinierender ist es, wenn die Leute entdecken, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Sicher - die Fragen sind rein intellektuell und werden mechanisch gestellt. Aber die Antworten kommen aus dem Herzen - das funktioniert natürlich nicht bei jedem sofort - aber sowie Du es kapiert hast, fließen auch ganz schön die Emotionen. Man meint geradezu zu spüren, wie sich im Gehirn und im Körper etwas ändert. Du kannst das oft sehen, wie die Menschen sich bei der vierten Frage entspannen und ausatmen. Bei mir verändert sich sofort die Wahrnehmung, sie wird intensiver, sie weitet sich. Manchmal beginnt alles um mich herum zu leuchten, und ich spüre die Gehirnkapazität, die vorher mit endlosen Gedankenketten oder gedanklichen Teufelskreisen beschäftigt war, frei wird für mich, für meinen Körper, meine Wahrnehmung, mein wunderbares aufregendes Leben.

Aber ich gebe auch zu: Ich weiß nicht, worauf die Wirkung von „The Work“ wirklich beruht. Katie sagt: „Wir wollen geheilt werden. Die Work ist ein Mechanismus in uns, der schon lange angelegt ist und schon lange in uns funktioniert.“ Und ich fühle, dass sie Recht hat.

Sie selbst soll ja ganz schön schlimm dran gewesen sein.

Bevor sie die Work machte, war ihr Leben die Hölle. Sie hatte drogenabhängige Kinder, war alkohol- und tablettensüchtig, wog 200 Kilo, hockte nur noch vor der Glotze, ihr Mann ließ sie ohne einen Pfennig Geld sitzen. Sie war am Ende und musste sich in psychiatrische Behandlung begeben. Und weil sie zu geizig für eine richtige Klinik war, landete sie in einem „Halfway house“ einem Heim einer wohltätigen Organisation. Dort benahm sie sich so schlecht, dass man sie in ein Dachkämmerchen sperrte. Und als sie total am Ende war, erfuhr sie eine Art Erwachen. Danach wusste sie nicht mehr, wer sie war und fing ganz von vorne an. Sie war innerlich vollkommen frei. In dieser Situation, erzählt sie, sei ihr „The Work“ zugeflogen, als innere Erfahrung.

Denn in diese völlige innere Freiheit begann sich wieder Schmerz einzuschleichen, und Katie stellte fest, dass es immer ein Gedanke war, der den Schmerz verursachte und sich zwischen sie und die Freiheit stellte. - Sowie sie sich aber fragte, wer oder was sie ohne den Gedanken sein würde, war sie wieder frei und wusste sofort, dass ihre wahre Natur aus unendlicher Liebe, aus der Einheit mit allem bestand. So entstanden nach ihrer Darstellung die Fragen von „The Work“. Damit arbeitete sie drei Jahre an sich selbst, gleichzeitig aber auch schon mit anderen Menschen - was für sie dasselbe ist. (Ich erlebe das übrigens inzwischen ebenfalls so.) - Ich denke, dass sie uns so sehr liebt und so viel Verständnis für die Menschen hat, weil sie wirklich das Leben kennt und alle Höhen und Tiefen durchmessen hat.

Liebst Du sie?

Ja, bedingungslos. Sie liebt mich auch bedingungslos.

Wir sind eins. Das heißt nicht, dass sie macht, was ich sage oder ich mache, was sie sagt. Wir gleichen uns insofern sehr, als wir beide tun, was wir tun. Und ich liebe es, dass sie mir diese Freiheit gegeben hat.

Ist sie Dein Meister, Dein Guru?

Sie als Person? Nein. Die Welt ist mein Meister. Alles was existiert. Gott.

Wie funktioniert „The Work“?

Wenn wir die Gedanken untersuchen, die uns wehtun, stellen wir fest, dass wir sie nur deshalb als schmerzhaft empfinden, weil wir uns gegen die Realität auflehnen. Nicht die Situationen als solche tun uns weh, sondern die Gedanken und Glaubenssätze, die wir hierzu haben.

Wir erfinden eine „Geschichte“. Zum Beispiel: „Mein Mann wird mich verlassen.“ Jeder derartige Gedanke zieht weitere Gedanken nach sich und wir leiden. Es entstehen schmerzhafte Gefühle.

Indem wir die vier Fragen stellen, sehen wir mehr und mehr die Realität auf der einen Seite - das was ist - und unsere inneren Filme auf der anderen Seite. Die Einfachheit dieser Untersuchung ist erstaunlich: Man schreibt eine Reihe schmerzhafter oder frustrierender Gedanken oder Glaubenssätze auf ein Blatt Papier und untersucht diese dann mit Hilfe der folgenden Fragen:

1. Ist es wahr?

2. Kann ich wirklich wissen, dass das wahr ist?

3. Wie reagiere ich, wie f?ch mich, wenn ich an diesem Gedanken festhalte?

4. Wer wäre ich, wie ginge es mir ohne diesen Glaubenssatz?

5. Wir kehren den Glaubenssatz um.

Wir versuchen nicht, unsere Gedanken zu ändern, wir integrieren sie lediglich und geben ihnen den Platz, den sie verdienen. Hierdurch verlieren sie ihre Macht und belästigen uns anschließend nicht mehr.

Der berühmte Psychotherapeut Albert Ellis schrieb 1962:

1. Die Ursachen emotionaler Verwirrung und gestörten Verhaltens liegen weniger in frühen oder jetzigen Erlebnissen, sondern in den irrationalen Gedanken über diese Ereignisse.

2. Ganz gleich, wie sehr uns die auslösenden Ereignisse ursprünglich irritierten, wir bleiben verwirrt, weil wir uns selbst pausenlos mit den irrationalen Gedanken indoktrinieren, die wir in der Vergangenheit geschaffen oder übernommen haben.

3. Auch wenn uns diese zwei Punkte völlig einsichtig sind, wird sich unsere Verwirrung nur vermindern, wenn wir kontinuierlich daran arbeiten, unsere irrationalen Gedanken zu aufzugeben. (zitiert aus „Doing RET“, Springer New York, 1990)

Die Übereinstimmung zwischen Byron Katie und Ellis ist frappierend, auch wenn Katie sagt, man könne Gedanken nicht aufgeben, sie würden einen vielmehr von selbst verlassen. Entscheidend bei beiden Methoden ist jedoch, dass man kontinuierlich und beharrlich hieran arbeitet - daher „The Work“ - die Arbeit.

Quelle: BALANCE ? 3/2000

 

[ Forum]  [Q + A]  [Bücher, Videos, Kassetten, Seminare, Ferien, Shop ]  [Downloads
 [
Presse]  [Kontact]  [Links]  [Beispiele]  [Teste TheWork
 [
Wer ist M. Boerner?]  [Biografie]  [Büchers]    [Filme]  [Multimedia]