Gemeinsam lieben

METISInhalt

Einführung
Die Liebe wiederentdecken
Alles lieben oder nichts
Wir alle wollen Liebe

1 Die Methode kennenlernen
Der Ursprung
Irrationale Gedanken
Eine schwierige Beziehung — 1. Teil
Die anderen sollen sich ändern? Auf welchem Planeten?
Was in unserer Macht steht und was nicht
Wir sind unbewusst
Ein erster Versuch
Ein Beispiel
Rezepte fürs Glück - die Umkehrungen
Unsere Mitmenschen sind unsere Lehrer
Eine schwierige Beziehung — 2. Teil
Bungee-Springen für die Seele - die Nummer Sechs

2. Die Methode anwenden
Der Fragebogen
Das Ende des Leidens — Wie man den Fragebogen ausfüllt (1)
Der Beginn der Freude — Wie man den Fragebogen ausfüllt (2)
Worte sind Magie
Das automatische Denken
Frappierende Wirkungen
Ich brauche einen Mann
Ich brauche eine Partnerin
Wie die Methode funktioniert - das ganze Geheimnis
Mein Mann entzieht sich seinen Problement - Partnerarbeit 1. Teil
Wollen wir überhaupt Vollkommenheit?
Meine Frau kritisiert mich - Partnerarbeit 2.Teil
Von der Raupe zum Schmetterling

3. Beziehungen verbessern
Wir sind nicht so wichtig wie wir glauben
Ich bin etwas Besonderes!
Ich sollte meinem Partner wichtig sein4
Ich bin nicht mehr begehrenswert
Das Ende der Euphorie
Bin ich noch schön genug?
Gehirnwäsche
Mit dem Partner Eins werden
Der Sinn von Liebesbeziehungen
Mein Partner soll die Methode anwenden
Kontrolle (Feind jeder Beziehung)
Wünsche und Forderungen
Mein Mann macht mir immer Vorwürfe
Verlustängste
Das Ende der Angst
Körpergefühle, die als "Angst" interpretiert werden (können)
Ängste im Kopf, ängstliche Gedanken
Ich bin agressiv
Wie wir die Welt erschaffen
Ich möchte zusammen mit meinem Mann alt werden.
Mein Mann sollte mich immer vergöttern

4. Sexualität
Stephan möchte immer Sex
Mein Penis ist zu klein
Mein Mann möchte immer wieder Aktfotos von mir machen
Ich bin sexuell nichts wert.
Ich ekle mich vor Sperma
Männer sind nur auf Sex aus

5. In Beziehung zu sich selbst leben
Mein Mann hat mich hintergangen
Wollen Sie die Wahrheit wirklich wissen?
Mein Partner zieht mich herunter
Können Sie Nein sagen?
Der Baum der Erkenntnis - wie die Methode wirklich funktioniert
Mein Mann starb durch einen Autounfall
Ich brauche eine glückliche Beziehung

6. Familie
Ich sollte mehr Kontakte haben - ich bin Hausfrau und wertlos
Meine Kinder sollten nicht Scheiße sagen
Meine Kinder sollten nicht so viel fernsehen
Ich bin eine schlechte Mutter
Mit Kindern arbeiten

7. Irrationale Denkmuster aufspüren
Brauchen wir Denkmuster?
Mein Denken steht im Stau
Meine Freundin sagt nicht die Wahrheit

8. Geld, Beruf, Karriere
Respektlose Schüler
Die "Worst case"-Technik
Der "Worst case"-Fragebogen
Kein Geld - was wäre das Schlimmste, was geschehen kann?
Ein ungeliebter Job
Meine permanente Jagd nach Geld
Muss man wirklich Grenzen setzen?
Sexistisches Verhalten in der Firma
Meine Kollegin sollte mich nicht kritisieren

9. Gesellschaft, Gott und heisse Themen
Penner, Betrunkene und Ausgestoßene
Massenmörder
Eine Gegnerin von Tierversuchen schämt sich für die Menschheit
Barbara Rüttings Nerzmantelschmerz
Ich hasse Gott
Sei jetzt hier - eine kleine Meditation
Mit den Augen des Ganzen schauen
Fragen und Antworten
Nachwort: Gemeinsam Lieben

Anhang
Im Buch vorkommende Denkmuster
Glossar
Danksagung
Umkehrungsfinder


 

Ausschnitt aus dem ersten Hauptkapitel

Ein erster Versuch
Nehmen Sie ein leeres Blatt Papier und schreiben Sie ein Urteil (Denkmuster, Glaubenssatz, Meinung, Behauptung) über einen Ihnen nahestehenden Menschen auf. Denken Sie an etwas, das diese Person anders machen sollte. Seien Sie bewusst kleinlich und unspirituell. Lassen Sie das kleine Kind in Ihnen, das seinen Willen durchsetzen will, sprechen. Was Ihnen an der Person nicht gefällt, kann ruhig auch eine Kleinigkeit sein, falls Ihnen nichts „Großes“ einfällt, es spielt für die Untersuchung keine Rolle.
Bilden Sie einen einfachen Satz, vorzugsweise beginnend mit Aussagen wie: „Elfriede sollte ...., Georg hat gefälligst zu ..., Anna muss ..., Klaus sollte nicht ...“ undsoweiter. Stellen Sie nun zu der aufgeschriebenen Behauptung nacheinander die folgenden Fragen:

1. Ist es wahr?
Zusatzfragen:
Wie ist die Wirklichkeit?
Wie sind die Fakten?
Ist es wahr im wörtlichen Sinne?

Wessen Angelegenheit ist es?
In wessen Macht steht es?

(wenn Sie 1. mit Nein beantwortet haben, weiter mit Nr.3)

2. Können Sie wirklich wissen, dass es wahr ist?
Zusatzfragen:
Können Sie es wirklich 100%ig wissen?
Können Sie wirklich wissen, ob es besser wäre, wenn die Wirklichkeit anders wäre als sie ist?
Können Sie wissen, ob es für Sie besser wäre, wenn die Wirklichkeit anders wäre?
Und auf lange Sicht?
Können Sie wissen, ob es für andere besser wäre, wenn die Wirklichkeit anders wäre?

3. Was haben Sie davon, wenn Sie so denken?
Zusatzfragen:
Wie fühlen Sie sich, wenn Sie so denken?
Wie behandeln Sie den anderen, wenn Sie so denken?
Was tun Sie genau? Wie fühlt sich das an?
Wie behandeln Sie sich, wenn Sie so denken?
Was tun Sie genau? Wie fühlt sich das an?
Wie behandeln Sie Ihre Umwelt, wenn Sie so denken?
Was tun Sie genau? Wie fühlt sich das an?
3a. Sehen Sie Gründe, die nicht schmerzvoll sind, an dem Denkmuster festzuhalten?
Haben Sie einen wirklichen Vorteil, wenn Sie an dem Denkmuster festhalten?
3b. Sehen Sie Gründe, das Denkmuster loszulassen?
(... und Sie werden nicht gebeten, es loszulassen!)

4. Wer wären Sie, wenn Sie nicht so denken würden?
Zusatzfragen:
Wie würden Sie sich dann fühlen?
Fühlen Sie es jetzt.
Wie würden Sie die anderen dann behandeln?
Wie würde sich das anfühlen?
Fühlen Sie es jetzt.
Wie würden Sie sich selbst dann behandeln?
Wie würde sich das anfühlen?
Fühlen Sie es jetzt.
Wer wären Sie, wenn Sie ohne Einschränkung akzeptieren würden, was ist?
Schließen Sie bitte die Augen und sehen Sie die Situation ohne jedes Denkmuster. Was tut er/sie? Was für ein Gesicht macht er/sie? Sehen Sie es wie mit dem Objektiv einer Kamera, ohne jede Beurteilung oder Interpretation. Was nehmen Sie wahr?

Sie werden merken, dass manche der Fragen nicht auf Ihre spezielle Aussage anwendbar sind, lassen Sie sie dann einfach aus und gehen Sie weiter. Die Zusatzfragen vertiefen die Hauptfrage und machen Ihnen vielleicht weitere Aspekte der Sache bewusst.

Die Fragen sind keine Fragen nach intellektueller Erkenntnis, sie sollen Sie stattdessen anregen in Ihr Innerstes zu lauschen und die Antworten Ihres wahren Selbst aufsteigen zu lassen. Es geht nicht um logische Beurteilung oder philosophische Betrachtung, sondern um die Weisheit und Wahrheit Ihres Herzens. Speziell die Frage „Ist es wahr?“ zielt darauf ab, die äußere Wirklichkeit mit der inneren Wirklichkeit intuitiv zu vergleichen. Also es geht nicht darum, zu prüfen, ob unsere Forderungen, Wünsche und Vorstellungen als solche wahr sind (das sind sie für uns ja immer), sondern wir stellen nur in Frage, inwieweit sie mit der Wirklichkeit übereinstimmen oder ob Hoffnung besteht, diese Übereinstimmung durch innere Wiederholung der Forderung zu erzielen.

Halten Sie also nach jeder Frage inne und fühlen Sie in Ihr Herz. Lassen Sie Ihr Herz antworten. Keine spezielle Antwort ist vorgegeben, nichts wird erwartet. Warten Sie, bis die richtige Antwort in Ihnen aufsteigt. Es ist gut, die Antworten aufzuschreiben, zumindest was diese ersten Übungen betrifft. (Viele, die The Work praktizieren, zeichnen die Anwendungen auf und finden das gelegentliche Wieder-Lesen oder -Hören hilfreich und heilend.)

Lesen Sie erst weiter, wenn Sie die Übung gemacht haben.



Folgende Ergebnisse sollten Sie nun erzielt haben:
1. Die erste Frage kann eigentlich nur ehrlich mit Ja, Nein oder Ich weiß nicht beantwortet werden. Alles, was Ihnen sonst dazu einfallen mag, ist Teil der „Geschichte“, die Sie um diese Sache herumbauen. Seien Sie aber bitte nicht beunruhigt, wenn Ihnen das jetzt noch nicht so klar werden mag.

2. Falls Sie die erste Frage mit Ja beantwortet haben, sollte spätestens die zweite Frage mit Nein beantwortet worden sein. Ist dies nicht der Fall, dann müssen Sie sich fragen, ob Sie nicht den Allwissenden, den Allmächtigen, den Moralhüter oder den Tyrannen spielen oder spielen wollen. Diese Position ist nach meiner Erfahrung sehr schmerzhaft, denn Sie tragen damit die Last der Welt auf Ihren Schultern. Sie wollen dann mehr wissen als Gott selbst, Sie wissen besser, wie die Welt zu funktionieren hat als die Realität selbst, Sie wollen dem anderen Ihre Position um jeden Preis „aufs Auge drücken“, wenn auch vielleicht nur in Gedanken. Starke, immer wiederkehrende Wunschvorstellungen sind Träume, die nicht nur nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmen, sondern diese auch aktiv ändern wollen. Sie verbrauchen Energie, die Ihnen zum Beispiel dort, wo Sie wirklich etwas ändern könnten, fehlen mag.
Die Zusatzfragen zeigen Ihnen vielleicht im einen oder anderen Fall auch, dass es in einer bestimmten Sache zwar für Sie besser scheint, wenn die Wirklichkeit anders wäre, dass das aber auf andere nicht unbedingt zutreffen muss. Wir sind schließlich nicht allein auf der Welt und nicht in jedem Fall geht es nur um unseren Vorteil.

3. Bei der dritten Frage haben Sie eine Liste der unerwünschten Ergebnisse erhalten. (Befindet sich Erwünschtes darunter, so prüfen Sie erneut, ob Ihnen das wirklich auf lange Sicht nicht doch Kummer verursacht.)

4. Bei der vierten Frage stellen Sie fest, dass es Ihnen besser ginge, wenn Sie über diese Sache nicht denken würden, was sie denken. Die meisten Menschen wissen, dass sie ohne das betreffende Denkmuster freier und entspannter wären.

Denken Sie daran, Sie brauchen oder sollen Ihr Denkmuster nicht aufgeben, das Ganze ist nur ein Spiel, eine Untersuchung. Es mag sein, dass Sie geradezu körperlich spüren werden, wie fest das Denkmuster an Ihnen und in Ihnen haftet. Sie wollen es behalten, Sie glauben, Sie müssen es behalten, weil sonst etwas Schlimmes geschehen wird. Hierauf gehe ich im Kapitel „Die Worst-case-Technik“ (Seite ) ein, dort finden Sie auch eine spezielle Übung hierzu.
Manche Menschen brechen an dieser Stelle ab, weil sie einfach ihre Position nicht aufgeben wollen und koste es auch ihr Leben; andere versuchen jetzt krampfhaft ihren Glauben loszulassen, was jedoch nicht funktioniert.
Haben Sie Geduld, bei der Methode ist einmal mehr der Weg bereits das Ziel. Erfolge stellen sich unweigerlich ein, wenn Sie beharrlich bleiben und ihre schmerzhaften Denkmuster und Glaubenssätze immer wieder hinterfragen.
Die Fragen sind unabhängig voneinander, das heißt, sie können eigentlich in beliebiger Reihenfolge gefragt werden. (Ich empfehle dennoch die vorgegeben Reihenfolge!) Auch die Antworten müssen keinen Zusammenhang aufweisen, also zum Beispiel ein Ja auf Frage 2 impliziert nicht, dass Sie nicht ganz normal weiterfragen können. Dies ist für den Interviewer wichtig zu bedenken, denn er erwartet manchmal bestimmte Antworten und ist dann irritiert.

Ich habe schon gesagt, dass Ihre Antworten weniger mit dem Verstand, als vielmehr mit dem Herzen gegeben werden sollten. Byron Katie selbst betont immer wieder: „Der Verstand fragt, das Herz antwortet.“ Man könnte aber auch sagen: Unser Ego fragt und eine höhere Instanz, eine größere Intelligenz in uns antwortet. Lassen Sie sich daher mit den Antworten Zeit, spüren Sie tief in sich hinein, die Untersuchung ist eine Art Meditation.
Byron Katie in ihrem neuen Buch: Meditieren bedeutet: Stillsein, Empfangen, Verwirklichen. The Work bedeutet ein Denkmuster aufschreiben, vier Fragen stellen und mit jeder Frage still sein, Empfangen, Verwirklichen. Vielen gelingt es in der Meditation, die Gedanken zum Schweigen zu bringen. Aber wenn der Alltag uns wieder umfängt, dann melden sich unsere Gedanken und Glaubenssätze wieder laut und schmerzhaft. Die Untersuchung erlaubt es uns, jeden schmerzhaften Gedanken „ungeschehen zu machen“ sobald er auftaucht. – Die Welt selbst wird so zu unserem geliebten Meister.

Wenn Sie mögen, probieren Sie es nun aus. Wiederholen Sie die Übung mehrere Male, am besten mit weiteren Urteilen über die gleiche Person.
Ein Beispiel
Nadja hat mit Klaus das folgende Problem:
Klaus sollte mich und die Kinder nicht so oft anschreien.
Jetzt stellt sie sich die Fragen oder lässt sie sich stellen:

1. Ist es wahr?
Wie ist die Wirklichkeit?

Klaus schreit uns an. Meine Vorstellung, dass er es nicht tun sollte, ist unwahr. „Er sollte uns nicht anschreien“ ist nur ein Gedanke. Die Wirklichkeit ist das, was wahr ist – meine Vorstellung, wie es sein sollte, existiert nur in meinem Kopf. Sie ist eine Lüge, ein schöner Traum von einer besseren Welt. Die Antwort lautet: Nein, es ist nicht wahr.

In wessen Macht steht es, ob er schreit oder nicht?

In seiner Macht und nur in seiner Macht.

2. Können Sie wirklich wissen, dass es wahr ist?
Können Sie wissen, ob es für Sie auf lange Sicht besser wäre, wenn die Realität anders wäre?

Nein, das kann ich nicht wissen. Wenn er nicht schreien würde, würde er vielleicht etwas anderes, schlimmeres machen? Vielleicht ist die Erfahrung für ihn oder uns aus irgendeinem Grund wichtig?

Können Sie wissen, ob es für andere auf lange Sicht besser wäre, wenn die Wirklichkeit anders wäre?

Für Klaus ist es vielleicht besser, wenn er schreit.

Wessen Angelegenheit ist es?

Es ist Klaus’ Angelegenheit.

3. Was haben Sie davon, wenn Sie so denken?
Wie fühlen Sie sich, wenn Sie so denken?

Ich leide und ich werde wütend. Ich fühle mich ausgeliefert.

Wie behandeln Sie den anderen, wenn Sie so denken?

Schlecht. Ich habe wütende, zornige Gefühle ihm gegenüber, die sich sogar in Hass verwandeln. Ich werde rebellisch und denke über ihn, er ist egozentrisch, verkorkst.

Was tun Sie genau? Wie fühlt sich das an?

Ich schreie ihn auch an. Das tut weh. Ich schreie dann auch manchmal mit den Kindern. Hinterher tut es mir leid.

Wie behandeln Sie sich, wenn Sie so denken?

Schlecht. Ich quäle mich. Ich fühle mich unglücklich, weil ich platzen könnte vor Wut.

Was tun Sie genau? Wie fühlt sich das an?

Ich verkrieche mich. Ich beklage mich. Ich vergehe vor Selbstmitleid.

Wie behandeln Sie Ihre Umwelt, wenn Sie so denken?

Entweder laufe ich auf Zehenspitzen, weil ich Angst habe, etwas falsch zu machen, oder ich bin so wütend, dass niemand etwas mit mir zu tun haben will. Ich bin ebenfalls aggressiv gegen meinem Mann und die Kinder

3a. Sehen Sie Gründe, die nicht schmerzvoll sind, an dem Gedanken festzuhalten?

Nein.

3b. Sehen Sie Gründe, den Gedanken loszulassen?
(... und Sie werden nicht gebeten, ihn loszulassen!)

Ja. Ich wäre dann freier.


Haben Sie einen wirklichen Vorteil, wenn Sie an dem Gedanken festhalten?

Nein.

4. Wer wären Sie, wenn Sie nicht so denken würden?
Wie würden Sie sich dann fühlen?

Entspannt. Es ist nicht mein Problem.

Wie würden Sie die anderen dann behandeln?

Vielleicht liebevoller, verständnisvoller? Ich würde vielleicht auf Ideen kommen, wie ich Klaus helfen kann.

Wie würde sich das anfühlen?

Gut.

Wer wären Sie, wenn Sie ohne Einschränkung akzeptieren würden, was ist?

Ich wäre souverän, verständnisvoll.

Schließen Sie bitte die Augen und sehen Sie die Person ohne jedes Denkmuster. Was nehmen Sie wahr?

Ich sehe einen sehr lebendigen Mann mit aufgerissenem Mund und höre eine laute Stimme.

Nadja dachte bisher, ihre schlechten Gefühle würden durch Klaus ausgelöst. Die Übung zeigte ihr, dass dies keinesfalls zutraf. Gefühle werden durch unsere eigenen Gedanken erzeugt und nur dadurch. Dies ist für viele von uns nur schwer nachzuvollziehen. Ich selbst habe immer geglaubt, dass Menschen eine Art Aura haben und wenn ich in die Nähe dieser Menschen komme, übertragen sich deren Gefühlsschwingungen auf mich. Buchstäblich jede Anwendung der Methode zeigte mir, dass es stets einen auslösenden Gedanken gab, der anschließend das Gefühl in mir erzeugte. Seit ich die Technik anwende, haben sich viele unangenehme Gefühle einfach verflüchtigt.

 

Frappierende Wirkungen

Hajo ist Rechtsanwalt und lebt seit etlichen Jahren von seiner Frau getrennt. Die Beziehung endete zwar im Streit, aber man hat sich arrangiert. Eine Besuchsregelung für den gemeinsamen Sohn Frederick gibt es nicht, Hajo hat es am liebsten, wenn er anlässlich eines etwaigen Gerichtstermins in der Kreisstadt gelegentlich „vorbeischaut“. Aktueller Anlass für seine Bitte, ihm die Vier Fragen zu stellen, ist die Tatsache, dass seine ehemalige Frau es abgelehnt hatte, ihm einen seiner Meinung nach winzigen Gefallen zu tun, nämlich eine wichtige Urkunde eines Klienten, der zufälligerweise in der Nähe wohnt und anschließend eine dringende Geschäftsreise antreten musste, entgegenzunehmen und für kurze Zeit aufzubewahren.

Hajo erzählt: „Ich habe deswegen einen richtiggehenden Hass auf Irene. Aus organisatorischen und logistischen Gründen war das sehr wichtig für mich. Mir ist klar: Der Vorgang selbst ist ganz unbedeutend und wirkt unschuldig, aber dahinter verbergen sich gewaltige Emotionen. Diese Frau ist einfach neurotisch, total neurotisch. Ich habe mich sieben Jahre meines Lebens um diese Frau und um dieses Kind gekümmert und kann nicht mal erwarten, dass sie einen Briefumschlag mit einem für mich wichtigen Schriftstück verwahrt, bis ich ihn abhole. Sie zögert jedoch keinesfalls, mich am Telefon stundenlang mit ihren diversen rechtlichen Problemen zu beschäftigen – selbstverständlich ohne Honorar! In mir sträubt sich alles, mit ihr jemals wieder zu reden, ihr jemals wieder einen Gefallen zu tun. Ich kann Männer verstehen, die aufgrund solcher Vorkommnisse ihren ehemals geliebten Ehefrauen die Alimente verweigern, indem sie ihre Firmen auf die Freundin überschreiben und zu scheinbaren Sozialhilfeempfängern werden. Ich habe nämlich öfters solche Mandanten. Für mich spricht aus Irenes Verhalten Nichtachtung, Hass, Rache und ich möchte das eigentlich entsprechend beantworten. Schlimm, dass sich das auf meinen elfjährigen Sohn überträgt: Er begrenzt ein Zusammentreffen auf eine Stunde. Ich fühle mich dadurch missachtet und auf einen Mandanten reduziert, dem man gnädig ein Stündchen gewährt.

Ich habe Lust, den Kontakt endgültig abzubrechen. Diese Frau macht aus einer winzigen Mücke einen Elefanten, wie sie es während unserer Beziehung auch immer getan hat.“

 

Nachdem ich Hajo gebeten habe, seine schmerzhaften Denkmuster aufzuschreiben, wenden wir gemeinsam die Methode an, (die er schon seit einiger Zeit kennt und sehr schätzt).

Moritz: Willst du die Wahrheit wirklich wissen?

Hajo: Ja, das will ich.

Moritz: Dann lies deinen ersten Satz.

Mein Sohn sollte mich nicht nur eine Stunde „zu sich bestellen“.

Moritz: Wie ist die Realität?

Er sagt das so.

Moritz: Und kannst du wirklich wissen, dass er es auch so meint?

Nein, ich kann es nicht wirklich wissen. Ich weiß gar nicht, ob er wirklich weiß, was er da macht. Vielleicht spielt er nur ein Spiel. Vielleicht sagt er es nur das, weil er glaubt, dass es seiner Mutter gefallen wird.

Moritz: Was hast du davon, dass du denkst, er sollte dich nicht „zu sich bestellen“?

Ich fühle mich missachtet, abgelehnt, unwert, als Vater nicht gebraucht, wie ein lästiger Bittsteller behandelt. Ich habe Schmerz, ich spüre Hass, Rachegefühle, ich denke, er kann mich mal und ich will gar nichts mehr mit ihm zu tun haben. Dieser Hass könnte sich verstärken, je länger ich darüber nachdenke, er könnte dauern bis zum Ende meines Lebens. Und das alles, obwohl ich nicht einmal weiß, ob er das wirklich ernstmeint.

Moritz: Wie wäre die Situation, wenn du nicht denken würdest, er sollte dich nicht „zu sich bestellen“?

Dann würde ich einfach zur Kenntnis nehmen, dass er das gesagt hat und nichts weiter darüber denken.

Moritz: Du wärst ein Mann in diesem Sessel, der gerade spricht und atmet. Es ist ja eigentlich gar nichts geschehen. Worte sind gefallen und du kannst nicht wissen, was sie wirklich bedeuten. Und die Umkehrung?

Ich sollte meinem Sohn nicht nur eine Stunde widmen. Ja, ich mache es im Grunde genau wie er, ich komme, wann ich will, widme ihm so viel Zeit, wie ich will, und es kann durchaus sein, dass das dann nur eine Stunde ist. Die Umkehrung ist wahrer.

Moritz: Und du musst das nicht etwa ab jetzt anders machen. Die Umkehrungen müssen nicht gelebt werden. Es reicht, dass du siehst, dass DU es im Grunde bist, der die Zeit begrenzt. Gibt es noch eine Umkehrung? „Ich sollte mich nicht nur eine Stunde zu mir bestellen“?

Ja, da kann ich was mit anfangen. Ich gönne mir manchmal etwas Gutes nur eine Stunde lang, obwohl ich mir mehr leisten könnte. Freizeit, Fitnesstraining, ich gönne mir allgemein zu wenig Spaß. — Irene sollte mir jederzeit einen kleinen Gefallen tun.

Moritz: Tut sie das? Wie ist die Wirklichkeit?

Sie tut es eindeutig nicht, so ist sie.

Moritz: Und kannst du wissen, dass das für sie nur ein Gefallen ist, den sie dir tun soll?

Nein, es kann sein, dass es ihr eigener seelischer Schmerz ist, der da zutage tritt.

Moritz: Wie reagierst du, wenn du denkst, sie sollte das tun und du merkst, sie tut es nicht?

Da habe ich auch wieder Hass und Rachegefühle. Wenn sie mich anruft und von mir etwas will, was ja auch oft genug vorkommt, dann möchte ich es ihr am liebsten heimzahlen. „Das werde ich mir merken“, denke ich. „Wenn sie mal in eine Notlage kommt, dann werde ich sie eiskalt abfahren lassen“. Da ist ein Hass in mir, das ist fast unerträglich. Ich könnte sie umbringen.

Moritz: Und das kommt nur von deinem Denkmuster: Sie sollte dir jeden kleinen Gefallen tun.

Na ja, ich spüre auch, dass sich das im Laufe der Zeit angesammelt hat, all die kleinen und großen Verletzungen von früher.

Moritz: Das Wunderbare an der Methode ist, dass wir das einzeln untersuchen können, immer wenn es wieder hochkommt. Das kann aus der Kindheit stammen, aber was nützt es dir, das zu wissen? Du kannst natürlich endlos Urschreitherapie machen oder so etwas, aber ich finde die Untersuchung wesentlich sanfter und unterhaltsamer. Und es kostet nichts! – Wie würdest du dich verhalten, wenn du nicht denken würdest, sie sollte dir den kleinen Gefallen tun?

Ich würde sie einfach sein lassen wie sie ist. Sie tut halt niemandem gerne einen Gefallen. So ist sie. Ich hingegen tue das schon, weil ich mich dann gerne mag, aber das ist ja meine Angelegenheit. Ich wäre wieder der Mann im Sessel, der ganz ruhig atmet.

Moritz: Genau, das tust du nämlich nicht, wenn du dich über sie ärgerst, merkst du das?

Ich würde bei mir bleiben und nicht in Gedanken zu Irene wandern. — Die Umkehrungen: Ich sollte mir einen Gefallen tun und ich sollte Irene einen Gefallen tun.

Moritz: Ist das beides wahrer? Dass du gerne Leuten Gefallen tust, hast du schon gesagt.

Ja, ich könnte ihr den kleinen Gefallen tun, zu akzeptieren, dass sie mir diesen Gefallen nicht tun will. Dann täte ich auch mir einen Gefallen, indem ich mich einfach viel besser fühle.

Moritz: Wunderbar. Und du könntest ihr auch den kleinen Gefallen tun, sie nicht mehr um kleine Gefallen zu bitten.

Mhm. — Irene und Frederick sollten jederzeit bereit sein, mir Hallo zu sagen.

Moritz: „Auf welchem Planeten“, würde Katie hier sagen! Wie ist die Realität? Kannst du wirklich wissen, dass es für sie besser wäre, wenn sie das täten?

Für sie schon gar nicht. Und für mich vielleicht auch nicht, denn dann würde ich diese Work ja nicht machen! – Was habe ich davon, wenn ich das denke? Wieder nur Hass, Wut, ich verderbe mir den ganzen Tag, die Woche, den Monat, das Jahr. Und vielleicht mein ganzes Leben. Ich spüre, dass ich das Potential dazu habe. Ich habe schlaflose Nächte wegen dieser Kleinigkeit, obwohl ich das genau sehe, dass es nur eine Kleinigkeit ist. Und dann kommt noch hinzu, dass ich mich selbst hasse, weil ich mich mit so einer idiotischen Frau eingelassen habe. Ich verurteile mich pausenlos, dass ich diese Frau jemals angesprochen habe, geheiratet habe, dass ich so blöde war, mit dieser Frau ein Kind zu haben. Da setzt ein Selbsthass ein ...

Moritz: Wie behandelst du diese Familie in Gedanken?

Das sind für mich Neurotiker, ich denke sie ist eine abgehalfterte alte Scheißf..., ich könnte sie killen. Ich kille sie in Gedanken. Ich hätte Lust, da jetzt hinzufahren und sie abzuknallen. Ein Hass, ein Hass.

Moritz: Was würde geschehen, wenn du nicht denken würdest, sie sollten jederzeit bereit sein, dir Hallo zu sagen?

Ich könnte sie so sein lassen wie sie ist und einfach auf mich schauen. Mich mit mir beschäftigen, dass ich diesen Hass anschaue. Mir wird im Grunde erst jetzt so richtig bewusst, dass das in mir drin ist. — Ich könnte sie so sein lassen, wie sie ist – das wäre Liebe. Ich kann mir das zwar im Moment nicht so recht vorstellen, aber ich spüre das Potential.

Moritz: Es wäre Liebe. Drehe es mal um.

Ich sollte jederzeit bereit sein, mir Hallo zu sagen. Ja, das wäre Liebe zu mir selbst. Und: Ich sollte jederzeit bereit sein, ihnen Hallo zu sagen. Ja, das ist auch wahrer, das wäre auch Liebe. Das tue ich ja nicht, aber ich will es natürlich auch nicht.

Moritz: Sie sind genau wie du! Aber du könntest ihnen in Gedanken jederzeit Hallo sagen und dann hättest du deinen inneren Frieden. Jederzeit Hallo sagen ist im Grunde die Metapher für gemeinsames Lieben. Gemeinsam lieben heißt ja nicht, dass man auch dauernd zusammen sein muss.

Wunderbar. Hallo Hajo! Ich mag dich! Was die anderen machen, ist deren Angelegenheit und das ist in Ordnung.

Moritz: In wessen Macht ist es, wann sie Hallo sagen? In deren. Misch dich ein: endloser Hader und Schmerz.

Irene und Frederick sollten mich lieben und sich freuen, wenn ich vorbeikomme, egal wann.

Moritz: Ist das wahr?

Das ist eine offensichtliche Lüge. Es ist im Gegenteil so, dass sie froh sind, wenn ich wieder verdufte. Irene empfindet mich wie ein lebendes Damoklesschwert und Frederick ist wohl davon angesteckt.

Moritz: Das kannst du auch nicht wissen. Aber untersuchen wir erst mal weiter: Was hast du davon, dass du denkst, sie sollten dich lieben und dich jederzeit empfangen?

Mir fällt gerade auf, dass das „egal wann“ natürlich auch eine Frechheit von mir ist.

Moritz: Du hast den Fragebogen ausgefüllt wie ein kleiner Junge, der seinen Willen durchsetzen will und das ist gut, denn im Grunde denken wir alle so. Die anderen sollen unseren Willen SOFORT erfüllen. Wir werden zwar als Erwachsene realistischer und lernen, solche Wünsche zu verbergen, das heißt aber nicht, dass sie nicht in den Tiefen unseres Gehirns noch immer auf diese Weise existieren.

Wenn sie mir meinen Willen nicht erfüllen, bin ich natürlich stinksauer, fühle mich herabgesetzt, klein, ungeliebt, ausgestoßen, ohne Familie, verfemt, zu Unrecht schlecht behandelt, in meiner Ehre gekränkt, verletzt.

Moritz: Wie fühlt sich das alles an?

Selbsthass und Hader ohne Ende! Bis an mein Lebensende. Ich hasse sie, wenn sie so sind. Ich hasse Menschen, die mich nicht mögen, die mir ihre Nichtachtung zeigen, ich könnte sie killen, ich könnte sie bis an ihr Lebensende abstrafen und ich freue mich schon auf die Situation, in der sie um Hilfe bitten müssen. Ich werde sagen: „Du Arschloch, du warst nicht mal bereit, diesen Brief für mich aufzuheben, du kannst verrecken vor meiner Tür!“ So einer bin ich!

Moritz: Das bist nicht du, sondern das ist dein Denkmuster! All diese schlimmen Gedanken und die damit verbundenen Gefühle gehören zu deinem Denkmuster! — Wer wärst du, wenn du nicht denken würdest, sie sollten dich lieben und jederzeit empfangen?

Ich ahne tatsächlich, dass das Ganze nur eine Gedankenkonstruktion ist, eine Programmierung in meinem Kopf: Man hat mich zu schätzen und zu lieben. Denn wenn ich die Situation wie eine Kamera betrachte, sehe ich eine Frau, die ihre Meinung gesagt hat. Sie hat ja eigentlich nur kundgetan, dass sie nicht den Postboten für mich spielen will und sie hat gesagt, dass sie nicht will, dass ich einfach so reinschneie, wenn es mir passt. Ich mache es mit manchen Leuten ganz gerne genau so. Ich sehe jetzt, dass ich ihr dieses Recht nehmen will und sie und mich auf diese Weise dafür abstrafen möchte. Wahnsinn. Ich schäme mich dafür. Aber das Ganze beruht wohl auf der schlimmen Vorgeschichte, die da wieder hochkommt.

Moritz: Wir untersuchen nur, was im Moment schmerzt. Wer wärst du also, wenn du ihr erlauben würdest, ihre Meinung zu sagen? Sich nicht zu freuen, dich vielleicht nicht zu lieben?

Ich wäre wieder der Mann im Sessel, der sehen würde, dass diese Frau sie selbst ist. Ich kann ja gar nicht wissen, ob sie mich nicht doch noch liebt! Vielleicht ist ihre schroffe Reaktion gerade der Beweis, dass sie mich liebt. Und dass mein Sohn mich nicht liebt, kann ich auch nicht wissen. Ich wäre der Mann im Sessel und alles wäre okay wie es ist.

Moritz: Und die Umkehrung?

Ich sollte Irene und Frederick lieben und mich freuen, wenn ich vorbeikomme, egal wann. Ich sollte mich lieben und mich freuen, wenn ich vorbeikomme, egal wann.

Moritz: Da könntest du zumindest etwas tun. Dein ursprüngliches Denkmuster ist eh hoffnungslos. Irene und Frederick sollten sich nicht freuen  das ist die Wirklichkeit. Und du kannst nicht mal wissen, ob es wahr ist, dass sie sich nicht freuen.

Bei Irene hatte ich den Verdacht schon öfter, dass sie sich freut, es aber nicht zugeben kann oder will. — Irene sollte mir erlauben, die Dinge auf meine Weise zu tun.

Moritz: Ha, ha, ha! Wie ist die Realität? Hoffnungslos. Was hast du von diesem Gedanken?

Wieder nur Hass und Frust. Viele Menschen erlauben mir das nicht. Hader. Stress ohne Ende. Ich laufe mit dem Kopf gegen die Wand.

Moritz: Und kannst du wirklich wissen, dass sie es nicht tut?

Nein. Im Grunde lässt sie mich ja alles tun, wie ich es will, ich mag nur ihre Reaktionen nicht.

Moritz: Wie würdest du reagieren, wenn du diese Lüge nicht denken würdest? Mach mal die Augen zu und sage mir was du siehst.

Ich sehe eine Frau, die sich Mühe gibt, die auf ihre Weise tut, was sie tut. Sie ist halt so programmiert. Sie ist im Grunde ein armes Mäuschen, und selbst das ist natürlich schon wieder Quatsch – sie ist einfach so wie ich, denn: Auch ich sollte mir erlauben, die Dinge auf meine Weise zu tun. Das tue ich ja oft auch nicht. Ich bin auch so programmiert wie ich bin.

Moritz: Da hast du schon eine der Umkehrungen. Es gibt noch eine!

Ich sollte ihr erlauben, die Dinge auf ihre Weise zu tun.

Moritz: Das tust du auch nicht, während du es umgekehrt von ihr verlangst.

Das nächste: Irene sollte mich nicht ablehnen. Frederick sollte mich nicht ablehnen.

Moritz: Dreh es gleich um.

Ich sollte mich nicht ablehnen. Ich sollte Mutter und Sohn nicht ablehnen. Stimmt alles. Im Grunde habe ich eigentlich Mitleid mit Irene, weil sie sich ihr ganzes Leben mit ihrer Art vermiest.

Moritz: Kannst du das wirklich wissen?

Nein.

Moritz: Was hast du davon, dass du das denkst?

Auch Kummer. Auch weil sich das auf meinen Sohn überträgt. Es fühlt sich einfach nicht gut an, dorthin zu denken, mir deren Leben vorzustellen. Und ich verurteile mich auch schon wieder selbst, dass ich auf so jemanden reingefallen bin.

Moritz: Wie behandelst du dich?

Wie einen Arsch, der zu blöde war, sich eine vernünftige Frau zu suchen.

Moritz: Wie behandelst du sie?

In Gedanken sehr schlecht, wenn ich denke, dass sie sich ihr Leben vermiest. Sie ist ein Untermensch, ein dummes Tier. Unbewusst, eine Pflanze.

Moritz: Dreh das mal um.

Ich bin ein Untermensch, ein dummes Tier. Unbewusst, eine Pflanze.

Moritz: Stimmt das auch?

Ja, wenn ich so denke.

Moritz: Hast du was von diesen Denkmustern?

Ich kann mich als was Besseres fühlen, aber im Grunde habe ich natürlich Mitleid mit mir selbst, weil ich mir mein ganzes Leben auf diese Weise vermiese.

Moritz: Das war schon die Umkehrung. Wer wärst du, wenn du das alles nie wieder denken würdest?

Ein Mann im Sessel. Frei. Ich wäre im Hier und Jetzt.

Moritz: Was hast du unter Nummer 5?

Irene ist eine Giftspritze. Sie ist total neurotisch. Sie macht aus einer Mücke einen Elefanten. „Ich bin eine Giftspritze“ – ja ich spüre, wie ich mich mit all diesen schlimmen Gedanken selbst vergifte und meine Umgebung noch dazu. „Ich bin total neurotisch“ – stimmt auch, das sieht man ja an dieser Work. Irene ist ja gar nicht hier, weder jetzt, noch nachts, wenn ich über sie nachdenke und mich aufrege. Wenn ich mir so viele Gedanken mache um jemanden, der gar nicht da ist, dann sehe ich im Grunde Gespenster. Das ist doch neurotisch, oder?

Moritz: Wir sind in dieser Hinsicht alle gleich. Wir üben im Kopf künftige Situationen, um besser überleben zu können. Das ist etwas Wunderbares. Aber wenn sich das verselbständigt und uns nur Schmerzen bereitet und wir dann unangemessene Verhaltensweisen nicht nur mental einüben, sondern durch ständige Wiederholung auch noch verstärken und zementieren, dann wird es Zeit, etwas zu tun. Dein Schmerz ist die Aufforderung, das zu untersuchen und gegebenenfalls zu korrigieren. Wir kehren den Prozess um.

„Ich mache aus einer Mücke einen Elefanten“  das stimmt auf jeden Fall. Wie ich das mache, sieht man an dieser Work.

Moritz: Was willst du nie wieder erleben?

Ich will nie wieder erleben, dass sie Regeln aufstellt und mir vorschreibt, wie ich mich zu verhalten habe. – Ich bin bereit, wiederzuerleben, dass sie Regeln aufstellt und mir vorschreibt, wie ich mich zu verhalten habe. – Ich freue mich, wiederzuerleben, dass sie Regeln aufstellt und mir vorschreibt, wie ich mich zu verhalten habe.

Moritz: Deine ehemalige Frau ist dein Lehrer, sie wird dir so lange zeigen, wo du neurotisch denkst, bis du vollkommen frei bist.

***

Hajo hatte die Methode noch spät abends mit mir am Telefon angewendet, es war gewissermaßen ein Notfall, weil er am nächsten Tag seinen Sohn sehen wollte und Angst vor seiner eigenen „Wut im Bauch“ hatte. Nach dem Zusammentreffen schrieb er mir folgende E-Mail:

„Lieber Moritz, ich bin begeistert. Das Zusammensein mit meinem Sohn war das Schönste, das ich bisher in meinem Leben hatte. Auch Irene konnte ich mit ganz anderen, liebevollen Augen sehen. Wir hatten zusammen Spaß, wir haben sehr oft gemeinsam gelacht. Irene machte mir einen Kaffee und wir saßen harmonisch in der Küche zusammen. Keiner der beiden nervte, wie es sonst meist der Fall war. Es hat mich fasziniert, dass Frederick mich zum ersten Mal gar nicht mehr weglassen wollte. Wir waren über sechs Stunden zusammen, obwohl ich eigentlich im Büro zu tun hatte. Er hat mich mehrfach umarmt, was er auch noch nie getan hat. Niemand erwähnte das ,Vorkommnis‘ auch nur mit einem Wort, ich schon gar nicht. (Tatsache ist, ich hatte es einfach vergessen. Ohne The Work hätte ich auf jeden Fall mindestens ein paar Vorwürfe losgelassen und wer weiß, was dann geschehen wäre!) Ich kann es irgendwie gar nicht fassen, wie sich mein Gefühl zu Mutter und Kind so radikal verändern kann. Ich kann jetzt fast mit gutem Gewissen sagen: Ich freue mich auf das nächste ,Vorkommnis’, damit ich die Segnungen dieser Methode auch weiterhin genießen kann. Dein dankbarer Hajo.“

 

Hajo wendet die Fragetechnik schon seit längerer Zeit an. Dennoch war er über die Wirkung erstaunt. Auch ich selbst wundere mich immer wieder, wie präzise und auf oft fast magisch anmutende Weise sie funktioniert. Leider vergessen viele das wieder und leiden dann unnötig.

Ich mache häufig folgende Erfahrung: Ich erhalte einen Anruf von einer Person, die seit langem die Methode kennt und anwendet. Ich entnehme aus den Erzählungen, dass die Person über irgendetwas Schmerz empfindet. Ich spreche sie darauf an und frage: „Hast du schon The Work probiert?“ Ich erhalte eine ausweichende Antwort oder entnehme, dass sie in diesem speziellen Fall bisher wohl versagt haben müsse. Ich frage: „Hast du wirklich einen Fragebogen ausgefüllt oder deinen Glaubenssatz aufgeschrieben? Möchtest du dieses Denkmuster mal schnell mit mir untersuchen?“ (Notfalls füge ich hinzu: „Es ist ja nur für mein neues Buch.“) Wir untersuchen das Denkmuster und der Mensch ist spürbar erleichtert, irgendwie erstaunt, dass es immer noch oder immer wieder funktioniert. Tage oder Wochen später höre ich, dass unsere kleine Work der Auslöser für eine neue Entwicklung, neuen Mut, oder gar eine neue Beziehung war. – So geschehen nach folgender Anwendung, die gleichzeitig auch das erste Beispiel ist, wie man The Work über sich selbst machen kann. Im Grunde ist es zwar gleichgültig, ob Sie Ihre Denkmuster über die Welt, Gott, andere Menschen, oder sich selbst untersuchen, aber andere zu verurteilen, fällt vielen von uns leichter. Wichtig: Setzen Sie bei den Umkehrungen für das Wort „Ich“ „mein Denken“ ein, womit das automatische Denken gemeint ist. Bevor Sie Glaubenssätze über sich selbst aufschreiben, prüfen Sie, ob Sie wirklich sich selbst meinen, oder ob nicht eigentlich Urteile über andere dahinterstecken. Ein Beispiel: Hinter „Ich bin zu dumm, einen guten Mann zu finden“, könnte sehr wohl stecken: „Die Männer sind zu dumm, meinen Wert zu erkennen“. Die Methode dann auf die Männer anzuwenden, würde möglicherweise mehr bringen, als über sich selbst zu schreiben.

 

Ausschnitt aus dem fünften Haupt-Kapitel:


Die „Worst case“-Technik
Diese interessante Fragetechnik erinnert wie so vieles in The Work an Albert Ellis’ Rational Emotive Therapie, wo die ihr zugrundeliegende Frage immer wieder auftaucht. Ihre Anwendung habe ich bei Byron Katie zum ersten Mal erlebt. Ich benutze sie gerne, wenn ich merke, dass jemand krampfhaft an einem Denkmuster festhält, um etwas seiner Meinung nach ganz Schlimmes zu verhindern. Das in meiner Erfahrung typische Beispiel für einen solchen schmerzhaften Glaubenssatz ist: „Ich muss Geld verdienen, weil ich sonst unter der Brücke lande und verhungere“. Auch ich habe diesem Denkmuster gehuldigt und es benutzt, um mich morgens aus dem Bett zu peitschen und mir ungeheuren Druck zu machen; um mich schlecht zu fühlen, wenn ich mal einen Tag lang nicht genug gearbeitet habe; um mir vor dem Einschlafen allergrößte Sorgen über meine Zukunft, meine Alterssicherung, meine finanzielle Lage zu machen. Seit ich dieses Denkmuster in gewissen Zeitabständen immer wieder untersuche, hat es seine Macht spürbar verloren und der ungeheure Stress ist weg. Ich sehe und nehme alles lockerer und habe inzwischen sogar mehr Geld als früher!

Ich zähle viele sehr reiche Menschen zu meinem Bekannten- und Freundeskreis und ich versichere Ihnen, sie alle haben oder machen sich Sorgen über ihre Finanzen. Sie alle arbeiten sehr hart, um ihren Reichtum zu mehren, und sie alle haben Angst, ihn zu verlieren. Gemessen daran, wie viele Menschen sich schrecklich fürchten, „unter der Brücke zu landen und zu verhungern“, trifft man erstaunlich wenig Leute unter Brücken. Und kennen Sie jemanden, der verhungert ist? Ich glaube, in unseren Breiten ist das Risiko recht gering. Hingegen scheint die Verminderung der Ängste zu diesem Thema kreative Kraft freizusetzen, die sich sogar in klingende Münze umsetzen kann – das ist jedenfalls meine Beobachtung.

Byron Katie hat in ihrem Manuskript „Jeder Krieg gehört aufs Papier“ einen Fragebogen abgedruckt, den ich hier für Sie vereinfacht wiedergebe.

Der „Worst case“-Fragebogen
· Welches Denkmuster oder welchen Glaubenssatz musst du unbedingt behalten, weil sonst etwas ganz Schlimmes geschehen wird?

_________________________________________________________
_________________________________________________________

· Ist das wahr?

· Kannst du wirklich wissen, dass das wahr ist?

· Wie reagierst du, wie fühlst du dich, wenn du an diesem Gedanken festhältst?

· Was könnte geschehen, wenn du das Denkmuster fallen ließest?

_________________________________________________________

· Was wäre dann das Schlimmste?

_________________________________________________________

· Und dann? Was wäre das Allerschlimmste?

_________________________________________________________

· Und dann? Was wäre dann das Schlimmste, was geschehen könnte? (Etc.)

_________________________________________________________
 

Fragen Sie immer weiter, bis Ihnen nichts Schlimmeres mehr einfällt oder bis Sie bei Ihrem Tod angelangt sind. Schreiben Sie alles auf und untersuchen Sie anschließend die aufgeschriebenen Denkmuster mit den vier Fragen und den passenden Unterfragen.

 

Wenn ich die „Worst case“-Technik einsetze, weiß ich vorher nie, was dabei herauskommen wird, und ich mache mir auch keine Gedanken darum. Ich frage einfach immer weiter. Noch nie ist am Ende etwas aufgetaucht, was man nicht ertragen könnte – im Gegenteil, die meisten Menschen finden heraus, dass das Risiko, das sie ohne das schmerzhafte Denkmuster eingehen würden, denkbar gering ist, denn am Ende steht meist nichts wirklich Schlimmes. Sehr oft ist es der Tod und dieser wird von den wenigsten Menschen als wirklich schlimm empfunden. Was wir nicht mögen, sind lediglich die körperlichen oder seelischen Schmerzen, die mit ihm einhergehen mögen. Des weiteren zeigt sich bei der Technik meist, dass wir viele der Unannehmlichkeiten, die wir gerade verhindern wollen, bereits haben und zwar genau durch das Denkmuster, das zu ihrer Verhinderung dienen soll.

Im Folgenden ein Beispiel aus meiner Praxis. Ich habe die jeweiligen Denkmuster (= das Schlimmste) in der Sitzung aufgeschrieben, und nachdem wir beim Tod angelangt waren, stellte ich die vier Fragen über diese Glaubenssätze.

Noch eine Anmerkung: Selbstverständlich kann man auch über den Tod hinausgehen, denn manche Menschen haben weitere Gedanken, was dann im Himmel oder in der Hölle alles noch Schlimmes geschehen könnte. Ewige Verdammnis, Fegefeuer und dergleichen sind diesbezügliche Vorstellungen, die man natürlich alle mit der Fragetechnik untersuchen kann und auch sollte.

 

Kein Geld – Was wäre das Schlimmste, was geschehen kann?
Manfred kam in einem mentalen Zustand in meine Sprechstunde, in dem er sich auf nichts mehr konzentrieren konnte, außer auf seine selbstzerstörerischen Gedanken; er schien mir „von des Gedankens Blässe angekränkelt“ und nervte damit auch seine Partnerin und seine Freunde zunehmend. Sein Hauptproblem bestand darin, dass er seinen Job (den Vertrieb von Kapitalanlagen) nicht mehr mochte und daher er auch keine Umsätze machte. Früher hatte er durch seine hinreißende Art die Kunden mitgerissen, jetzt spürte jeder, dass er nicht mehr hinter der Sache stand. In der Zeit, als er noch sehr gut verdiente, hatte er das hochgerechnet und war einige Verpflichtungen eingegangen, die ihn nun drückten. Im Lauf der Sitzung kamen wir an das oben erwähnte, weit verbreitete Denkmuster, für das ich so gerne die „Worst-case Technik“ einsetze.
 

Moritz: Du musst Geld verdienen, ist das wahr?

Manfred: Ziemlich wahr! Ich habe Darlehen zu bezahlen, Schulden ...

Moritz: Du musst deine Schulden bezahlen, ist das wahr?

Nicht wirklich, ich habe Angst vor den Konsequenzen, wenn ich es nicht tue.

Moritz: Also du willst sie bezahlen. Die Situation bleibt gleich, aber die eine Denkweise drückt dich in die Position eines Opfers und die andere Denkweise macht dich zur Ursache, zum frei handelnden Herrn deines Lebens. Du willst deine Schulden bezahlen, um was zu erreichen?

Ja Mann, was will ich erreichen? Dann habe ich die Schulden abbezahlt!

Moritz: Und was hast du dann?

Freiheit!

Moritz: Und deshalb willst du auch Geld verdienen. Was ist das Schlimmste, was geschehen würde, wenn du das Denkmuster nicht mehr hättest: „Ich muss Geld verdienen“?

Ich würde aus unserer Wohnung fliegen, meine Partnerin Renate gleich noch mit, ich hätte keinen Job mehr, ich hätte keine Idee, wie ich etwas zu essen kriegen kann, ich würde anderen zur Last fallen. Und ich würde Renate noch mitreißen.

Moritz: Was ist das Schlimmste an all diesen Sachen?

Dass ich nicht nur mich, sondern auch noch andere schädige.

Moritz: Was wäre dann das Schlimmste?

Es wird ziemlich kalt. Das wäre der totale Ausschluß aus der Gesellschaft.

Moritz: Was wäre das Schlimmste, wenn du aus der Gesellschaft ausgeschlossen wärst?

Verhungern. Weiterhin keine Idee haben.

Moritz: Was wäre das Schlimmste, wenn du verhungerst?

Der Schmerz.

Moritz: Und was wäre dann das Schlimmste? Du wärst ausgestoßen, allein, würdest verhungern, hättest diesen Schmerz ...

Ich hätte versagt, ich habe es nicht hingekriegt. Ich wäre ein Looser.

Moritz: Und was ist daran das Schlimmste?

Die Sinnlosigkeit. Ich kapiere das Leben nicht. Ich kapiere nicht, wie es funktioniert. Ich sterbe.

Moritz: Und was ist am Sterben das Schlimmste?

Ist das nicht schon schlimm genug?

Moritz: Ich frage dich, was ist daran das Schlimmste?

Eigentlich ist gar nichts daran schlimm. Ich hätte meinen Frieden.

Moritz: Das Risiko, das du eingehst, selbst wenn der allerschlimmste Fall eintritt, ist das. Und im übrigen hast du die meisten Probleme schon. Renate ist schon auf dem Sprung, die Wohnung wackelt, du fühlst dich schon als Looser, du hast schon das Gefühl der Sinnlosigkeit, du kapierst das Leben nicht. Wo wäre dein Risiko, wenn du das Denkmuster fallenließest? — Aber laß es uns mal weiter untersuchen: Du würdest aus der Wohnung fliegen, wenn du nicht denken würdest, „ich muss Geld verdienen“, ist das wahr? Kannst du das wissen?

Ich kann es definitiv nicht wissen. Es könnte auf der Straße eine neue Gelegenheit kommen.

Moritz: Was hast du davon, dass du denkst, du könntest aus der Wohnung fliegen? Wie fühlt es sich an, das zu denken?

Ziemlich endzeitmäßig. Druck.

Moritz: Und wie wäre es ohne das Denkmuster?

Ich hätte den Druck nicht. Ich wäre in der Lage, zu genießen, ich wäre viel mehr in der Lage, frei zu hantieren. Ich wäre viel anziehender.

Moritz: „Ich würde aus der Wohnung fliegen“, dreh’s um?

Mein Denken fliegt aus meinem Kopf!

Moritz: Vielleicht keine schlechte Idee, dieses Endzeitdenken rausfliegen zu lassen! — Renate ist weg, wenn du kein Geld verdienst, ist das wahr?

Das kann ich gar nicht wissen, das entscheidet sie selber.

Moritz: Was hast du davon, dass du denkst: „dann ist sie weg“? Die wird nur gehalten von deiner Kohle?

Das ist ziemlich arm. Ich kann keine Liebe empfinden, wenn ich so denke. Ich liebe dann das Geld und nicht sie.

Moritz: Wie behandelst du sie, wenn du denkst, sie bleibt nur bei dir, wenn du Geld verdienst?

Das ist nicht fair ihr gegenüber. Es ist auch nicht wahr. Wenn ich das nicht denken würde, wäre ich offener, freier und liebevoller ihr gegenüber.

Moritz: Und steigt nicht dadurch die Wahrscheinlichkeit, dass Renate bleibt – auch ohne Geld? — Du würdest anderen zur Last fallen, ohne das Denkmuster „ich muss Geld verdienen“. Kannst du das wissen? Was hast du von diesem Glaubenssatz?

Die Gefahr steigt, dass es wirklich so kommt! Die haben ja jetzt schon nichts von mir mit diesen Ängsten. Ich falle ihnen jetzt schon zur Last.

Moritz: Wie wäre es, wenn du nicht denken würdest, ich falle anderen zur Last?

Ich wäre sehr frei und zufrieden. Und die Umkehrung: Mein Denken fällt anderen zur Last. Ja, das ist jetzt schon der Fall.

Moritz: Du würdest andere schädigen, kannst du das wissen?

Mein Denken schädigt andere. Das stimmt. Wer wäre ich denn, wenn ich das sein lasse? Als erstes wäre ich sehr ruhig Moritz. Ich wäre sehr sehr ruhig. Und dann würde ich einfach nur beobachten.

Moritz: Wenn jemand total offen und fröhlich ist, dann kommen die neuen Gelegenheiten von selbst, das ist meine Erfahrung. — „Ich wäre ausgeschlossen aus der Gesellschaft, wenn ich kein Geld verdienen würde“, ist das wahr?

Kann ich nicht wissen.

Moritz: Was hast du von dem Gedanken? Stress? Angst vor dem Sozialamt? Bedeutet Sozialamt Ausschluß aus der Gesellschaft? Wessen Angelegenheit ist es, ob dich die Gesellschaft ausschließt? – Wie wäre es ohne den Rattenschwanz der Gedanken?

Ich würde es einfach auf mich zukommen lassen. Es wäre mir im Grunde echt scheißegal.

Moritz: Es gibt eine Gesellschaft, ist das wahr?

Wenn du mich so fragst ... Das sind ja alles Einzelne. Das sind Gruppen. Das sind Glaubenssysteme ...

Moritz: Und wo befinden sich diese Glaubenssysteme alle? In den Köpfen der Leute. Und von dir aus gesehen nur in deinem Kopf. Du hast diese Gesellschaft kreiert. Es gibt in Wirklichkeit keine Gesellschaft. Es gibt Menschen, die sitzen, die fühlen, die gehen auf der Strasse, es gibt Autos, Fernseher, Politiker, aber eine Gesellschaft? Versuche sie irgendwo zu finden. Es ist nur deine Gedankenkosntruktion. – Was hast du davon, dass du denkst, es gibt eine Gesellschaft?

Ich habe Druck. Ich habe Fluchtimpulse – ganz schnell weg!

Moritz: Genau. Wenn ich glaube, es gibt eine Gesellschaft, dann komme ich mir vor, als stünde ich alleine auf einer Waldlichtung und um mich herum schauen lauter Gewehrläufe aus dem Unterholz. Und nachts sieht man noch lauter leuchtende Augen, die mich ohne Unterlaß beobachten und verfolgen. – Wie wärst du, wenn du nicht denken würdest, es gäbe eine Gesellschaft?

Ich wäre unbehelligt. Ich wäre frei, ich könnte tun und lassen, was ich will.

Moritz: Du wärst der, den ich sehe: ein junger Mann, in seiner vollen Kraft, gesund, voller Ideen, mit einem extrem gut funktionierenden Kopf, gutaussehend. „Mann auf Sessel“ sagt Katie immer. „Es gibt eine Gesellschaft“ ist eine Lüge, „es gibt ein Denken über die Gesellschaft“ ist etwas wahrer.

Das heißt doch im Grunde: weg vom Denken!

Moritz: Du kannst nicht weg vom Denken! – Das Denken soll weg, ist das wahr?

Nein, ich denke in einer Tour. Selbst im Schlaf habe ich noch Gedanken.

Moritz: Was hast du davon, dass du denkst, das Denken sollte weg sein?

Es ist eine Lüge, weil es nicht geht. Dann dreht sich das Hamsterrad erst richtig.

Moritz: Wie wäre es ohne den Gedanken, das Denken müsse weg?

Dann hätte ich ein bisschen weniger Druck. Ich wäre etwas entspannter.

Moritz: Du könntest vielleicht in Ruhe zuschauen, wie es sich in dir denkt. – Aber wir untersuchen nur, wir wollen nichts ändern! Die Methode enthüllt lediglich, wozu der Druck da ist.

Das heißt, man sollte lieber die Work machen, anstatt das Denken abstellen zu wollen?

Moritz: Ist das nicht viel unterhaltsamer als das Unmögliche zu versuchen? – Wer wärst du, wenn du deinem Denken erlauben würdest zu denken, was auch immer es will? Ganz egal was? Du könntest zuschauen und es genießen. Du hättest das gleiche Denken, das du schon immer hast, aber es wäre spannende Unterhaltung. Dein Denken ist der spannendste Film, den du dir vorstellen kannst, wenn du es nicht dauernd zensierst und auswählst, was du willst und was du nicht willst und wenn du dich vor allem nicht mit deinen Gedanken identifizierst oder glaubst, du müsstest auch alles tun, was das Denken dir vorschlägt oder dürftest nicht tun, was es dir verbietet.
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