Das Loslassen

METIS1.2 Ärger und Frust loslassen

Wir alle wissen, dass schlechte Gefühle uns nicht helfen und Ärger uns nicht heilt – aber wie lässt man schlechte Gefühle los? Sich selbst den Befehl zu geben, funktioniert bei den meisten Menschen nicht – im Gegenteil. Je stärker wir gegen ein Gefühl kämpfen, umso mehr belästigt es uns. Dennoch muss es Wege zum Loslassen geben.

Kinder haben zum Beispiel kein Problem mit dem Loslassen. Ein kleiner Junge rennt, fällt hin, sein Knie blutet und es tut ohne Zweifel weh. Er schaut sich um – kein Erwachsener scheint in Sicht. Nach einer Minute ist die Sache kein Thema mehr. Kinder schalten blitzschnell zwischen gegensätzlichen Gefühlen hin und her.

Aber auch wir Erwachsenen können Gefühle in bestimmten Situationen loslassen. Jede Art von Ablenkung ist hierzu willkommen. Während eines spannenden Fußballspiels sind alle Sorgen vergessen. Wenn wir uns gerade ärgern und plötzlich brennt das Haus, rennen wir los – aller Ärger wird bedeutungslos angesichts der Gefahr.

Die erste Methode besteht aus vier Fragen. Sie stammen aus dem Buch „The Sedona Method“ des Amerikaners Hale Dwoskin, der sie wiederum von seinem Lehrer Lester Levenson übernommen hat. Dieser hatte sich in den Fünfzigern im Alter von 42 Jahren todkrank in sein Appartement zurückgezogen, nachdem die Ärzte ihm nur noch wenige Monate zugestanden hatten. Als Physiker und erfolgreicher Unternehmer wollte er sich aber hiermit nicht abfinden und suchte einen Weg, sich selbst zu heilen. Innerhalb weniger Monate gelang ihm dies und er lebte noch weitere 42 Jahre, in denen er unter Anderem die Technik des Loslassens lehrte, die ich hier vorstellen möchte.

Der wissenschaftlich denkende Lester Levenson bat darum, das Gefühl zu fühlen und stellte dann folgende Fragen:

  • Können Sie dieses Gefühl in diesem Moment akzeptieren?
  • Könnten Sie dieses Gefühl jetzt loslassen – nur für diesen Moment?
  • Würden Sie dieses Gefühl loslassen?
  • Wann?

 

Probieren Sie es doch einmal selbst aus! Wenn Sie sich gerade jetzt über etwas ärgern, gehen Sie nach innen und denken Sie an diese konkrete Sache, an die Person oder Situation, die Sie frustriert. Fühlen Sie, was Sie gerade fühlen.

 Können Sie dieses Gefühl in diesem Moment akzeptieren?

Es spielt keine Rolle, was Sie antworten. Es kann sein, dass Ihnen klar wird, dass Ihnen letzten Endes gar keine Wahl bleibt. Oder dass es sich um ein Körpergefühl handelt, das man ertragen und fühlen kann. Es kann aber auch sein, dass Sie sich weigern, es zu akzeptieren.

Antworten Sie ehrlich. Antworten Sie spontan. Denken Sie nicht lange nach.

Und könnten Sie dieses Gefühl jetzt loslassen – nur für diesen Moment?

Antworten Sie wieder spontan und mit dem Herzen. Ob Sie ja oder nein sagen, spielt keine Rolle. Sie werden ja nicht zum Loslassen aufgefordert, sondern nur gefragt: Könnten Sie es theoretisch loslassen? (Oder sie könnten sich auch fragen: Will ich diesen Ärger behalten oder will ich frei sein?) Aber denken Sie nicht lange nach! Stellen Sie sich die nächste Frage:

Würden Sie dieses Gefühl loslassen?

Antworten Sie abermals spontan, ehrlich und mit dem Herzen. Ob Sie ja oder nein sagen, spielt auch hier keine Rolle. Mancher denkt: Ja, ich würde es loslassen, wenn ich könnte. Ein anderer sagt: Ich würde es gerne loslassen, wenn man mich ließe.

Und dann: 

Wann? Wann würden Sie es loslassen? 

Was auch immer Sie antworten, seien Sie ehrlich. Ich liebe es, laut zu antworten: JETZT! Aber auch wenn Sie „Morgen“ oder „Heute Nacht“ oder „Nie“ sagen, ist das in Ordnung. 

Jetzt fühlen Sie einmal in sich hinein, ob sich etwas verändert hat. Viele spüren schon erstmaliger Fragestellung eine gewisse Erleichterung. Doch es ist gut, das Ganze mehrere Male zu wiederholen.  

Die Methode wirkt eigentlich zu einfach, um zu funktionieren, oder? Probieren Sie es einfach ein paarmal aus.  

 

Eine Anmerkung: Viele Menschen spüren nicht unbedingt ein deutliches Gefühl, wenn sie an Krieg oder Krankheit oder an einen speziellen Ärger nur denken. Das macht nichts! Sie können die Methode genauso mit Gedanken an diese Sache anwenden. Vermutlich löst jeder Gedanke ein Gefühl aus, das man mit genügend feinen Instrumenten messen könnte. Nicht jedes feine Gefühl dringt als solches ins Bewusstsein.

 

1.3 Wie funktioniert die Methode genau?

Es gibt ein Buch von Vera F. Birkenbihl mit dem Titel „Jeden Tag weniger ärgern!“ Darin erläutert sie „59 konkrete Tipps, Techniken, Strategien“, mit Ärger umzugehen. Als ich diese auf ihre Gemeinsamkeiten untersuchte, fand ich folgendes heraus: 

  • Sie führen zur Mitte.
  • Sie helfen, sich aus dem Gefühl heraus zu begeben und die Sache von einer höheren Warte sehen.
  • Sie arbeiten ohne Druck, auch nicht dem Druck, den wir selbst ausüben.
  • Sie führen uns ins Hier und Jetzt

 

Alle Meditationsformen funktionieren so. Wenn Sie Ihren Atem beobachten, wenn Sie beten, wenn Sie indische Mantren wiederholen, wird Ihr Ärger sich ebenfalls vermindern und ich empfehle derartige Methoden durchaus. Aber wenn Sie sich in einer geschäftlichen Besprechung befinden, wenn Sie am Steuer sitzen, wenn Sie gerade mit Ihrem Lebenspartner oder mit Ihren Eltern oder Kindern Krach haben, können Sie nicht die Augen schließen, eine Yoga-Haltung einnehmen und sich auf Ihr drittes Auge konzentrieren.

 

Dieses Büchlein soll Ihnen helfen, Ärger und Frustration zu beseitigen, während Sie mitten im Leben stehen, während Sie gerade darunter leiden.

 

Die Frage „Können Sie dieses Gefühl in diesem Moment akzeptieren?“

Ärger, Frustration und eigentlich alle Gefühle verstärken sich, wenn wir gegen sie kämpfen.

Akzeptanz dessen was ist steigert die Wahrscheinlichkeit, dass das Gefühl uns verlässt. Gefühle kommen, um zu gehen!

Wenn wir ein Gefühl wirklich fühlen, merken wir oft, dass es sich um sehr konkrete Körpersensationen handelt: zum Beispiel ein Ziehen im Kopf, ein Stich in der Brust, eine Schwere im Bauch, eine Anspannung im Hals.

Solche wahrgenommene Gefühle sind viel leichter zu akzeptieren als mehr oder weniger abstrakter „Ärger“, undefinierbarer „seelischer Schmerz“, diffuse „Angst“.

Derartige Begriffe neigen dazu, sich in unserem Denken und unserer Vorstellungen als magische, böse oder fremdartige „Wesenheiten“ einzunisten.

Wirklich im Körper Gefühltes hingegen lässt sich abgrenzen, ist vertraut und kann leicht als zum körperlichen Sein gehörige lebendige Wahrnehmung akzeptiert werden.

 

Die Frage „Könnten Sie dieses Gefühl jetzt loslassen?“

Wir können theoretisch ALLES loslassen. Wir tun es jede Nacht im Tiefschlaf. Aber auch in einem spannenden Film, bei einem Fallschirmsprung, während eines Konzertbesuchs. Die Mechanik des Loslassens kann so kompliziert nicht sein. Nur eben auf Befehl, auf direktem Weg: „Lass los!“ scheint es bei den meisten von uns nicht zu funktionieren. Vertrauen Sie darauf, dass das indirekte, theoretische „Könntest Du?“ Ihnen die Richtung zu Ihrer Mitte zeigt und Ihre seelischen Ressourcen aktiviert.

 

Die Frage „Würden Sie dieses Gefühl loslassen?“

Diese Frage verstärkt das Anzapfen versteckter Ressourcen. Sie leuchtet wie ein Scheinwerfer der Möglichkeiten ins bisherige Dunkel und aktiviert positive Vorstellungen.

 

Die Frage „Wann?“

Sie bringt uns ins Hier und Jetzt oder erzeugt in uns eine Ahnung davon, wie es sein könnte oder sein wird, wenn wir losgelassen haben.

 

Das Arbeiten mit Süchten

Ich habe festgestellt, dass die Methode des Loslassens besonders gut funktioniert, wenn man mit Süchten arbeitet.

Wegen des Textes einer Kassette, die Sie sich selbst besprechen können und die Sie öfter hören sollten bitte ich um privaten Kontakt.

 

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