Wunschfrauen

In einem Hamburger Transvestitenkabarett treten jeden Abend ca. 10-15 Männer auf, die sich teils durch Hormone, teils durch Operationen in Frauen verwandeln ließen - mit mehr oder minder großem Erfolg. Darunter sind Homosexuelle, Transsexuelle und Leute, die nur als Frauen auftreten.Viola

Der Film bringt Showszenen und Interviews mit den Transvestiten Viola, bürgerlich: Kurt van der Linden, und Belinda, bürgerlich: Sergio Paolo Cardozo-Ribeira.

Die drei Vorstellungen pro Abend sind fast iBelindammer ausverkauft, meist kommen Leute aus der Provinz, die mal was Besonderes sehen wollen.

Niemand interessiert sich natürlich für die Menschen, die sich hinter den z.T. recht gekonnten Darbietungen verstecken, kaum einer ahnt, welches Schicksal sich hinter den aufgepappten Showmasken verbirgt.
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Transvestiten sind Menschen, für die in der Gesellschaft eigentlich kein Platz ist. Nur zögernd wird das Phänomen von Medizin, Psychologie und Gesetzgeber überhaupt wahrgenommen. Die als anrüchig geltende Showbranche am Rand der Prostituierten- und Sexszene ist für viele die einzige Möglichkeit, sich anerkannt zu fühlen, als Frau aufzutreten und wahrgenommen zu werden.

Das Publikum scheint das zu lieben,und die "Wunschfrauen" leben in dem Glauben, begehrte, erregende weibliche Wesen zu sein. Aber vielleicht nur für die paar Stunden am Abend? Fliehen sie vor irgendetwas?  Leben sie in einer Traumwelt?  Zwei Menschen, die mir besonders zugänglich, sympathisch und bereitwillig schienen, habe ich gefragt, ob sie sich filmen lassen und mir in einem Interview Rede und Antwort stehen wollen.

Der Film zeigt Showszenen, Violas witzige Operettenszenen, Belindas recht gekonnten Striptease. Dazwischen Szenen aus dem Privatleben und hauptsächlich Interviews. Die Showszenen werden unterhalten, wir wollen nicht das Publikum mit erhobenem Zeigefinger beim Genußertappen, aber durch die Interviews sensibler machen für die Probleme und Denkart einer Minderheit. Wenn der Zuschauer rausginge und sagen würde: Das sind ja ganz normale Leute, das hätten unter anderen Lebensumständen wir oder unsere Kinder sein können, dann wären wir schon zufrieden. Wir hoffen, daß beim Zuschauer eher das Gefühl als der kritische Verstand angesprochen wird.

(Moritz Boerner, 1981)

Hamburger Filmförderung
Produktion: Tantra Film Productions GmbH
Kamera: Nils Chr. Bolbrinker
1981, F, 30 min., 16 mm

Anmerkung: Viola beging kurz nach Beendigung der Dreharbeiten Selbstmord, Belinda starb inzwischen an AIDS. Diese Seite wurde auch zum Gedenken an die beiden eingerichtet.

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