Beispiele2

 

Negativität nervt mich

METISIch bin ärgerlich auf meinen Ehemann, Freunde, Bekannte, Nachbarn, Zeitungsmeldungen, Regierung, die mich pausenlos mit negativen Berichten nerven ohne Rücksicht oder Anteilnahme an meiner Befindlichkeit.

Moritz: Andere nerven Dich, ist das wirklich wahr?

Ja.

Moritz: Fühl mal in Dich rein, ob das wirklich wahr ist.

Ja. Ich fühle mich am Morgen sehr gut, und am Abend – durch diese ganzen negativen Geschichten – als hätte ich alle Rucksäcke auf mir draufliegen, als wäre ich total am Boden.

Moritz: Kannst Du wirklich wissen, daß es für Dich besser wäre, wenn die Dich nicht nerven würden?

Ja.

Moritz:  Kannst Du wissen, daß es für die anderen besser wäre?

Nein.

Moritz: Was hast Du davon, daß Du denkst, die sollten Dich nicht nerven?

Dann würde ich mich besser fühlen.

Moritz: Wenn Sie die Nerverei lassen würden, aber das tun sie nicht. Was hast Du also davon, daß Du denkst, sie sollten anders sein, als sie sind?

Was ich davon habe?

Moritz: Die Rucksäcke hast Du schon genannt.

Ich hätte meinen inneren Frieden.

Moritz: Wenn sie die Nerverei lassen würden. Aber sie nerven Dich ja immer weiter. Was hast Du davon, daß Du gegen das Unvermeidliche kämpfst? Wie lebst Du, wenn Du das denkst: Sie nerven Dich und sie dürfen das nicht?

Unzufrieden.

Moritz: Genau. Wie behandelst Du die Welt?

Unzufrieden. Nörgelig.

Moritz: Wie gehst Du durch die Welt, wenn Du denkst: “Oh sie könnten mich gleich wieder nerven”?

Nörgelig und ablehnend.

Moritz: Und hat Dir der Glaubenssatz etwas gebracht bisher?

Nein.

Moritz: Wer wärst Du, wenn Du nicht denken würdest, die Anderen, die Umwelt, die Menschen sollten Dich nicht nerven?

Da würde ich mich gut fühlen. Da hätte ich abends nicht diese ganzen Rucksäcke auf mir.

Moritz: Genau. Und dreh‘ das um: “Die anderen sollten mich nicht nerven.”

Ich sollte mich nicht nerven?

Moritz: Ist das nicht auch wahr?

Mhm. Ja.

Moritz: Oder mein Denken...

Mein Denken sollte mich nicht nerven?

Moritz: Mein Denken, daß die anderen mich nicht nerven sollen?
Erzähle mal ein Beispiel, das Dich besonders nervt.

Die sehen mich und erzählen mir: “Ja also meinem Mann geht es gar nicht gut und der hat dies und jenes” und das schmücken sie dann aus...

Moritz: Wessen Angelegenheit ist es, was sie erzählen?

Das ist deren Angelegenheit, nicht meine.

Moritz: Wessen Angelegenheit ist es, wem Du zuhörst?

Meine.

Moritz: So – misch Dich in fremde Angelegenheiten – “Die sollen Dir sowas nicht erzählen” – und Du hast Schmerz.
Wie behandelst Du diese Menschen, die Dir sowas erzählen: “Meinem Mann geht es wieder so schlecht!”

Ich höre zu, weil ich höflich bin.

Moritz: Wie fühlst Du Dich innerlich?

Genervt.

Moritz: Meinst Du, die spüren das?

Ich bin sehr höflich und ich gebe mir große Mühe.

Wie fühlt sich das an dem anderen gegenüber, wenn man sich Mühe gibt und doch innerlich genervt ist?

Für mich sehr anstrengend. Sehr anstrengend. Das verbraucht meine Energie.

Moritz: Absolut. Wer wärst Du, wenn Du nicht denken würdest, die dürfen sowas nicht erzählen?

Da hätte ich meine Energie für mich, es ginge mir gut.

Moritz: Mach‘ mal bitte die Augen zu und stell‘ Dir eine solche Person vor, die Dir diese Stories immer erzählt und sieh‘ diese Person, wie sie redet und vielleicht gestikuliert und sieh‘ die Körperhaltung und Du hast keinen Glaubenssatz darüber, daß sie das nicht sollte oder nicht darf oder daß Dich das nervt. Beschreibe diese Szene wie eine Kamera, die das filmt.

Sie steht vor mir, sie erzählt mir das alles. Ich sehe, daß sie sich bewegt, daß ihr Mund plappert, daß das aber gar nicht bei mir ankommt. Es läuft bei mir runter.

Moritz: Ist das etwas Schlimmes, was Du da siehst? Ein Mensch, der lebt und der mit Dir redet. Ohne Glaubenssatz etwas Wunderbares, etwas, das wir alle machen: leben und reden. Spatzen tschilpen, Katzen miauen ...

Das ärgert mich auch nicht ...

Moritz: ... und Menschen erzählen von ihren Sorgen und Problemen.

Ja.

Moritz: Die reden wenigstens laut. Du machst es nur innerlich. Denn Du erzählst Dir selbst, wie schrecklich diese Frau nervt.

Mhm.

Moritz: So, Du erzählst auch von Deinen Sorgen, aber nicht laut. Wie könnte man Deinen Satz umdrehen?

Ich sollte nicht dauernd das Negative erzählen.

Moritz: Diese Frau, die Dir von Ihren Sorgen erzählt, fühlt sich hinterher erleichtert, weil sie sie damit losgeworden ist...

... sie sind ja in meinem Mülleimer drin...

Moritz: Und die Frau ist schlau. Du aber hast es Dir alles angehört und trägst es jetzt mit Dir rum. Und dann erzählst Du Dir diese Story nicht nur einmal, sondern immer wieder...

Na ja, das geht ja noch weiter, ich zerbreche mir dann über ihre Probleme den Kopf und gebe meistens noch schlaue Ratschläge und dafür kriege ich dann noch an die Ohren.

Moritz: Da geht es Dir so wie uns allen. Aber wenn Du das einmal verstanden hast und die Work darüber machst, kannst Du plötzlich sehen, daß da einfach ein Mensch ist, der wie ein Spatz tschilpt. Das ist Leben!
Was ist Dein nächster Glaubenssatz?

Ich will nicht, daß sie mir ihre ganzen negativen Geschichten aufladen.

Moritz: Wie ist die Realität?

Sie tun es.

Moritz: Und kannst Du wirklich wissen, daß es wahr ist, daß sie Dir etwas aufladen?

Das kann ich nicht wissen.

Moritz: Ich sehe nichts auf Deinem Rücken.
Was hast Du davon, daß Du denkst, die anderen laden Dir ihre negativen Sachen auf? Wie lebst Du mit diesem Gedanken?

Schlecht.

Moritz: Wie behandelst Du diese Menschen?

Auch nicht gerade gut.

Moritz: Selbst die, die Dir nichts aufladen. Du warst gerade mit jemandem zusammen, der Dir scheinbar etwas aufgeladen hat, gehst zum nächsten, der eigentlich ganz nett ist und wie behandelst Du den dann?

Meistens gnatzig.

Moritz: Und wie fühlt sich das an?

Das fühlt sich nicht gut an.

Moritz: Wer wärst Du, wenn Du nicht denken würdest, die anderen sollten mir nicht ihre Stories aufladen?

Da würde ich mich sehr gut fühlen.

Moritz: Ja. Und dreh‘ das um.

Ich will nicht, daß ich mir ihre ganzen negativen Geschichten auflade.

Moritz: Ist das nicht wahrer?

Ja. Ja.

Moritz: Das nächste.

Was sollten sie genau tun? Sie sollten mir ihre Lebensfreude mitteilen, mich nach meiner Befindlichkeit fragen, intensiv Anteil nehmen, positive Geschichten erzählen.

Moritz: Wessen Angelegenheit ist es, wem Du Deine Lebensfreude zeigst?

Meine.

Moritz: Wessen Angelegenheit ist es, wem die ihre Lebensfreude mitteilen?

Ihre.

Moritz: Was hast Du davon, daß Du denkst, die sollten Dir ihre Lebensfreude mitteilen?

Da würde ich mich gut fühlen.

Moritz: Wenn sie es täten.

Sie tun es aber nicht.

Moritz: Was hast Du davon, daß Du denkst, sie sollten es tun, tun es aber nicht?

Ja, da fühle ich mich auch nicht gut. Da nörgele ich auch.

Moritz: Wer wärst Du, wenn Du nicht denken würdest, die sollten mir ihre Lebensfreude mitteilen?

Da würde ich mich gut fühlen.

Moritz: Drehe es um.

Ich sollte ihnen meine Lebensfreude mitteilen?

Moritz: Wenn Du die Philosophie vertrittst, daß das gut ist für die Leute, dann  fang Du an damit. Vielleicht wirkt es ja. Wenn die dann merken, wie toll das ist, folgen sie Dir vielleicht.
Und es gibt noch eine Umkehrung.

Ich sollte mir meine Lebensfreude mitteilen?

Moritz: Was hältst Du davon? Da könntest Du etwas tun. Von einem anderen zu verlangen, daß er seine Lebensfreude mitteilt, das wirkt sehr tyrannisch. “Du hast mir jetzt gefälligst deine Lebensfreude zu zeigen!” Hättesst Du dann noch Lust dazu?
Wie ging Dein dritter Satz weiter?

Sie sollten mich nach meiner Befindlichkeit fragen.

Moritz: Dreh‘ das um.

Ich sollte sie nach ihrer Befindlichkeit fragen.

Das mache ich eigentlich immer und dann kommt das.

Moritz: Und wie wäre die Umkehrung: Ich sollte mich nach meiner Befindlichkeit fragen?

Wenn Du das nämlich tätest, dann wüßtest Du genau, daß es in bestimmten Situationen besser wäre zu sagen: “Entschuldige bitte, ich bin im Moment so mit mir selbst beschäftigt, daß ich mir das jetzt nicht anhören kann.” Dann würdest Du auf Deine Befindlichkeit Rücksicht nehmen.

Das ist eine Geschichte, die schaffe ich überhaupt nicht. Da kommt schon der nächste Glaubenssatz. Weil ich Angst habe, daß sie sich von mir abwenden.

Moritz: Was hast Du davon, wenn Du denkst, daß sie sich von Dir abwenden könnten, wenn Du ein bisschen mehr auf Dich selbst achten würdest?

Ja, ich höre zu und höre mir die ganzen Geschichten an.

Moritz: Wer wärst Du, wenn Du nicht denken würdest, die könnten sich von mir abwenden?

Ja, da würde ich mich wunderbar fühlen.

Moritz: Wie ging Dein Glaubenssatz weiter?

Sie sollten intensiv Anteil nehmen.

Moritz: Wessen Angelegenheit?

Ihre.

Moritz: Was hast Du davon, wenn Du denkst, sie sollten intensiv Anteil nehmen, wenn sie es gerade nicht tun?

Ich bin sauer. Sauer, daß sie es nicht tun.

Moritz: Bringt Dir der Glaubenssatz etwas?

Nichts außer Kummer.

Moritz: Wie fühlt sich das an, wenn Du sauer bist?

Das kommt dann oftmals bei meinem Gegenüber an, das merken sie.

Moritz: Und wie fühlt sich das dann an?

Es entsteht eine Spannung.

Moritz: Gibt es einen Grund daran festzuhalten?

Nein.

Moritz: Wer wärst Du, wenn Du nicht denken würdest, sie sollten intensiv Anteil nehmen?

Da würde ich mich gutfühlen.

Moritz: Und wir wollen Dich nicht ändern! Wir wollen Dir nicht Deine Glaubenssätze nehmen.
Dreh das um.

Ich sollte mich mir intensiv zuwenden.

Moritz: Und noch eine Umkehrung?
Wie wäre: “Ich sollte mich den Anderen intensiv zuwenden”?

Mhm.

Moritz: Denn das machst Du ja bisher nicht. Du hörst denen gar nicht richtig zu, sondern Du kämpfst innerlich gegen sie. Wirklich intensive Zuwendung bedeutet, daß ich selbst gar keine Gedanken mehr habe und nur noch zuhöre. Was siehst Du, wenn jemand so intensiv von seinen Sorgen erzählt? Wenn Du keinen Glaubenssatz hast, wenn Du einfach da bist.

Ja dann fühle ich mich sehr gut.

Moritz: Das ist Liebe. Natürlich kann kein Mensch immer zuhören und vielleicht ist die Liebe noch größer, wenn man auch mal sagt: “Heute nicht!”

Das habe ich noch nie fertigbekommen.

Moritz: Und was ist das Schlimmste, was passieren würde, wenn sich jemand von Dir abwenden würde?

Daß ich allein bin.

Moritz: Was wäre dann das Schlimmste?

Wenn ich Hilfe haben wollte von ihnen, daß ich keine bekäme.

Moritz: Und was wäre dann das Schlimmste?

Tja, daß ich mir was einfallen lassen muß, um alleine klarzukommen.

Moritz: Und was wäre dann das Schlimmste?

Da gibt’s nichts Schlimmeres.

Moritz: Ich hab‘ Dir diese Fragen nur gestellt, damit wir das Risiko abschätzen können. Das ist nämlich gar nicht so hoch, wie Du dachtest.
Dein nächster Glaubenssatz.

Ich brauche von ihnen Zuwendung, daß sie für mich da sind, wenn ich Hilfe brauche.

Moritz: Dreh’s gleich um.

Ich brauche von mir Zuwendung und daß ich da bin, wenn ich von mir Hilfe brauche.

Moritz: Ist das nicht wahrer?

Ja.

Moritz: Du brauchst Hilfe von anderen, ist das wahr?

Manchmal ja. Brauchen wir alle.

Moritz: Wo brauchst Du denn zum Beispiel Hilfe?

Ganz was Banales: Wenn ich verreise, brauche ich meine Nachbarin, daß sie meine Blumen gießt. Deshalb höre ich ihr zu.

Moritz: Und Du brauchst diese Hilfe?

Ja, ich kann die Blumen nicht mitnehmen.

Moritz: Ist es wirklich so, daß Du diese Hilfe brauchst?

Ich könnte die Blumen abschaffen.

Moritz: Zum Beispiel. Es ist so, daß Du die Hilfe möchtest, daß Du die Hilfe dankbar entgegennimmst. Es ist gut zu sehen, daß Du nicht darauf angewiesen bist. Dann gehst Du mit einem ganz anderen Gefühl ran. Wenn Du Dir selbst sagst, ich brauche die Hilfe meiner Nachbarin, dann bist Du eine Bettlerin auf Knien, wenn Du aber sagst, ich möchte, daß meine Blumen überleben, dann bist Du eine Königin, die sagt, meine Kinder sollen noch für mich dasein, wenn ich zurückkomme. Eine ganz feine Drehung im Denken und so ein großer Unterschied im Gefühl.
Wir brauchen keinerlei Zuwendung, keine Hilfe anderer Menschen, keine Liebe, kein Geld, es ist alles eigentlich OK, wie es ist. Aber das eine oder andere möchten wir gerne, weil es dann mehr Spaß macht, aber wir brauchen es nicht. Im einen Fall übernimmst Du Verantwortung und bist der König Deiner Welt, der sagt: “Meine Blumen sollen leben und wenn ich zurückkomme, sollen sie schön aussehen”, das willst Du und Du fragst Dich, was kann ich tun, um das zu erreichen? Dann gehst Du zu Deiner Nachbarin und bittest sie um den Gefallen. Und wenn sie verreist, hütest Du ihre Katze oder so. Aber im anderen Fall bist Du ein Bettler.

So ist es mit dem Leben und dem Geld auch. Ich dachte immer, ich brauche Geld.
Aber in Wirklichkeit will ich es, weil ich angenehm leben möchte.

Moritz: Wir müssen weder leben, noch brauchen wir Geld. Wir wollen es lediglich, weil wir intelligent sind. Das ist eine viel bessere Geisteshaltung.
Was hast Du unter Nummer fünf?

Was denkst Du über sie, mache eine Liste. Menschen haben eine negative Lebenseinstellung, jammern mir ihre Geschichten vor, sind rücksichtslos...

Moritz: Drehe das gleich alles um.

Ich habe eine negative Lebenseinstellung...

Moritz: Ist das auch wahr manchmal?

Ja.
Moritz: Besonders diesen Menschen gegenüber, die so negative Geschichten erzählen...

Ja.
Ich jammere mir meine Geschichten vor, bin rücksichtslos...

Moritz: Besonders gegen Dich selbst.

Es interessiert mich nicht, ob ich mich damit gut oder schlecht fühle...

Kommt auch hin.

Moritz: Bisher war das so, aber es wird sich ändern.

Die Nummer sechs: Ich will nie wieder erleben, daß ich von meiner Umgebung mit negativen Meldungen plattgemacht werde.

Moritz: Kann es wieder passieren?

Ja. Es kann wieder passieren.

Moritz: Zumindest in Gedanken. Ich bin bereit...

Ich bin bereit, wiederzuerleben, daß ich von meiner Umgebung mit negativen Meldungen plattgemacht werde.

Moritz: Weil ich dann die Work wieder machen kann über diese Sache.

Das ist gut.

 

Ich ärgere mich über die Menschen

Ich ärgere mich über die Menschen, dass sie so mit ihrer Umwelt umgehen, essen, trinken, an nichts denken, nur an sich denken, aggressiv sind, und sich keine Gedanken machen um das Leben.

Moritz: Greifen wir mal eine Sache raus: Menschen sollten nicht so aggressiv sein, wie ist die Realität?

Sie sind aggressiv.

Moritz: So sind sie. Seit wieviel Jahrtausenden?

Ja, nicht alle und nicht immer, denke ich.

Moritz: Aber manchmal sind sie’s. Was hast Du davon, dass Du denkst, die Menschen sollten nicht so aggressiv sein und Du merkst, sie sind es gerade. Du siehst es im Fernsehen...

Ja, es macht mich traurig, es betrifft mich.

Moritz: Und wie fühlt sich das an?

Tja, schlecht.

Moritz: Wie denkst Du in diesem Moment über die Menschen?

Dass das Leben ein Paradies sein könnte...

Moritz: Wie denkst Du über die Menschen?

Ja, brutal. Brutal, dass sie ihre tierischen Instinkte loslassen.

Moritz: Wie fühlt sich das an?

Neutral, weil ich sehe, sie sind so.

Moritz: Also drehe es um, wie ist Deine Philosophie?

Ich sollte nicht so aggressiv sein?

Moritz: Deine Philosophie. Die Menschen sind aggressiv, das ist eine Tatsache seit Urzeiten...

Ich bin aggressiv, wenn ich das sehe?

Moritz: Ja klar, wenn Du rumläufst und Dir sagst, die sollten alle anders sein?

Mhm.

Moritz: Vor allem bist Du aggressiv gegen Dich selbst, denn wie fühlst Du Dich, wenn Du denkst, die Anderen sollten anders sein?
Wer wärst Du in der Welt, wenn Du nie wieder denken würdest, die Menschen sollten nicht so aggressiv sein?

Ein Engel.

Moritz: Ja. Das ist Deine Bestimmung! Du wärst dann ein Engel.

Schön.

Moritz: Und Du könntest die Leute so aggressiv sein lassen, wie sie wollten. Und dann würden sie vielleicht sehen, wie toll das ist, als Engel zu leben und dann würden sie Dich vielleicht nachahmen.

Ach wie schön.

Moritz: Das wäre zumindest eine Chance.
Nehmen wir nochmal was anderes aus Deinem Glaubenssatz.

Daß es so ein Konsum ist und daß wir die Welt ausbeuten.

Moritz: Menschen sollten die Welt nicht ausbeuten. Wie ist die Realität?

Menschen beuten die Welt aus.

Moritz: Was hast Du davon, daß Du denkst, die Menschen sollten die Welt nicht ausbeuten und was Du siehst, ist Ausbeutung?

Tja nichts, das ist ein Gedanke.

Moritz: Wie fühlt es sich, an den Gedanken zu haben?

Blöd, schlecht, doof.

Moritz: Wie behandelst Du die Welt in Gedanken?

Auch schlecht, wenn ich so denke, ja.

Moritz: Wie fühlst Du mit der Welt? Während die sich ausbeuten läßt und sich nicht wehrt?

Mitleid.

Moritz: Wie fühlst Du mit den Menschen?

Auch Mitleid.

Moritz: Hast Du was von dem Glaubenssatz? Hört die Ausbeutung auf dadurch?

Nein.

Moritz: Wer wärst Du, wenn Du nicht denken würdest, die Menschen sollten die Welt nicht so ausbeuten?

Ein Engel.

Moritz: Wieder ein Engel. Und die ganze Welt ist nur dazu da, Dich auf diesen Weg zu bringen. Deswegen ist die Welt so, wie sie ist.

Mhm. Mhm.

Moritz: Jeder Schmerz ist dazu da, Dich an Deine Engelhaftigkeit zu erinnern.
Nehmen wir nochmal etwas aus Deinem ersten Satz: Menschen sollten nicht nur an sich denken. Wie ist die Realität?

Sie denken nur an sich.

Moritz: So ist es. Und kannst Du wissen, dass es besser wäre, wenn sie nicht nur an sich denken würden?

Ja doch. Es wäre besser für sie, wenn sie vielleicht mehr an die anderen denken würden!

Moritz: Kannst Du wissen, daß es besser für Dich wäre, wenn sie nicht nur an sich denken würden?

Ja, das wäre für mich besser.

Moritz: Kannst Du das auf lange Sicht wissen?

Ja.

Moritz: Was hast Du davon, daß Du denkst, die Menschen sollten nicht nur an sich denken?

Es gäbe mehr Miteinander, es wäre ein besserer Austausch.

Moritz: Ja, wenn sie Deinen Gedanken folgen würden, aber das tun sie ja leider nicht.

Ansonsten habe ich nichts davon.

Moritz: Wie gehst Du durch die Welt, wenn denkst, die Menschen sollten nicht nur an sich denken? Und Du merkst, dass das nicht der Wirklichkeit entspricht?

Ja, bedrückt. Bedrückend.

Moritz: Wie denkst Du über die anderen Menschen?

Auch bedrückend.

Moritz: Wer wärst Du, wenn Du nicht denken würdest, die Menschen sollten nicht nur an sich denken?

Frei. Ungezwungen.

Moritz: Und versuch das mal umzudrehen.

Ich sollte nicht nur an mich denken?

Moritz: Woran denkst Du die ganze Zeit? An Dich oder an die anderen?

Ich sollte mehr an mich denken!

Moritz: Wie wäre das?

Ach das wäre schön! Richtig! Genau das tue ich nämlich nicht, weil ich mich viel zuviel mit den anderen beschäftige. Ja, das ist mein Problem.

Moritz: Und die Welt ist wirklich dazu da, Dich auf Deinen Weg zu führen! Denn die Welt ist so, weil Du sie so brauchst.

Ach wie schön.

Moritz: Und es wird so lange wehtun, bis Du das verstanden hast. Und jetzt hast Du ein schönes Werkzeug, um es zu verstehen.
Was tut Dir noch weh?

Dass es so viele Alkoholkranke gibt, dass das die Krankenkassen belastet, dass das soziale Netz belastet ist...

Moritz: Es sollte nicht so viele Alkoholkranke geben?

Ich will halt, dass alle Menschen Engel werden.

Moritz: Alle Menschen sollten Engel werden! Wie ist die Realität?

Dass sie gar keine Engel werden wollen!

Moritz: Alle Menschen sollten Engel werden wollen!

Natürlich freiwillig!

Moritz: Und kannst Du wissen, dass es für die Anderen besser wäre, wenn sie Engel würden?

Doch, ja!

Moritz: Du kannst wirklich wissen, was für uns alle am besten ist? Sogar was wir wollen sollten?

Richtig!

Moritz: Dann darf ich Dir sagen, dass Du Gott bist!

Wäre ich gerne, ja!

Moritz: Wie fühlt sich das an, Gott sein zu wollen und für jeden einzelnen Menschen wissen zu wollen, was für jeden am besten ist?

Das fühlt sich einerseits gut an, andererseits aber auch schrecklich!

Moritz: Es klingt sehr anstrengend, Du mußt Dir ja über alles Gedanken machen...

Mache ich mir ja schon pausenlos, deshalb ist das Leben ja so anstrengend!

Moritz: Und hat der Glaubenssatz schon mal was gebracht? Ist jemand Engel geworden dadurch?

Manche konnte ich schon etwas anstoßen.

Moritz: Und brauchst Du diesen anstrengenden Glaubenssatz  “Sie sollten Engel werden wollen”, um Menschen anzustoßen?

Wenn Gedanken Kräfte sind, verbessert sich mit guten Gedanken die Welt, oder irre ich mich?

Moritz: Ich kenne nicht Deine Erfahrungen. Meine Erfahrung ist folgendermaßen: Wenn ich versuche, gedanklich etwas zu verändern, bin ich selbst verschwunden, ich lebe nicht mehr in der Realität und merke gar nicht mehr, wenn jemand wirklich Hilfe braucht.

Christine: Ist es wirklich ein guter Gedanke, über Andere bestimmen zu wollen, was die zu wollen haben?

Nein, das ist kein guter Gedanke. Das ist schon richtig. Aber es ist halt mein Traum von dieser Welt.

Moritz: Wer wärst Du, wenn Du den Traum nicht mehr hättest?

Ein Realist.

Moritz: Wie würde sich das anfühlen, Realist zu sein?

Ich denke gut. Normal.

Moritz: Dreh‘ das mal um: Die anderen sollten Engel werden wollen.

Ich sollte Engel werden wollen?

Moritz: Das ist Deine Philosophie. Ich will kein Engel werden. Und ich verwahre mich dagegen, dass Du mir vorschreiben willst, was ich werden soll. Wenn ich Alkohol trinke, dann trinke ich. Und wenn Du mir Vorschriften machst: “Ich sollte Engel werden”, dann kriegst Du auf die Hörner vom Boerner!
Die anderen sollten keinen Alkohol trinken, wie ist die Realität?

Sie trinken weiter.

Moritz: Ja klar. Was hast Du davon, daß Du denkst, die sollten keinen Alkohol trinken und Du siehst, wie sie es tun?

Gar nichts.

Moritz: Wie fühlst Du Dich, wenn Du diese Leute siehst?

Traurig.

Moritz: Ja. Und ist das engelhaft? Sich traurig zu fühlen, wenn andere trinken?

Nee, nee. Aber soll ich mich darüber freuen? Das kann ich auch nicht.
Kennst Du schon die Angelegenheiten? Katie sagt, es gibt drei Arten von Angelegenheiten in der Welt: meine, Deine, und Gottes. Und immer, das ist wirklich auch meine körperliche Erfahrung, wenn ich mich um fremde Angelegenheiten kümmere, habe ich Schmerz. Ich laufe herum wie ein Polizist, der allen Leuten irgendwas verbieten will. Wenn ich an einem Alkoholiker vorbeigehe und sehe den trinken, und denke, der sollte nicht trinken, dann spüre ich diese Verkrampfung: “Mensch Junge versteh doch!”. Ich möchte ihm das Glas wegnehmen, ich bin nicht mehr bei mir, bin auf ihn fixiert und sehe nicht mehr die Welt und sehe auch gar nicht, dass der einen Riesenspaß hat – der ist bereits ein Engel.

Und wenn man diese Sichtweise hat, kann man dann wirklich sagen ok, das ist ein Engel?

Wer wärst Du, wenn Du nicht denken würdest, die Anderen sollten keinen Alkohol trinken?

Ja, dann wäre ich Ich und würde mich um meine Angelegenheiten kümmern und die anderen lassen.

Moritz: Drehe es um: die Anderen sollten keinen Alkohol trinken.

Ich sollte mich nicht um die Anderen kümmern, die anderen sollten ihren Alkohol trinken und das machen, was sie wollen.

Moritz: Genau. Du machst Dich betrunken mit den Gedanken um die Anderen.

Das ist auch eine Form von Sucht.

Moritz: Ja natürlich, das ist eine Sucht. Ich gehe durch die Welt und bin betrunken von diesem Quatsch.

Na ja, ich denke schon auch noch etwas anderes. Es ist halt eine Wunschvorstellung für die Welt.

Moritz: Wie fühlt sich das an, für die Welt Wunschvorstellungen zu haben?

Gut.

Moritz: Bist Du dann bei Dir? Du siehst doch, dass sie alle nicht in Erfüllung gehen.

Doch ich denke, dass sie auf lange Sicht vielleicht was helfen. Das wurde mir suggeriert.

Moritz: Und ist das wahr, gute Wünsche helfen?

Ja. Wenn ich jemandem etwas Gutes wünsche, helfe ich ihm mehr, als wenn ich ihn in Gedanken zum Teufel schicke.

Moritz: Ok. Da stimme ich Dir zu.

Danke. Ich kenne das aus dem Buddhismus. Man achtet die Menschen in seiner Würde. Ich lasse ihn, aber ich sehe auch das andere, die Folgen, ich sehe auch das Leid.

Moritz: Und wie fühlst Du Dich wenn Du auch das Leid siehst?

Ja, traurig.

Moritz: Das ist das, was Du davon hast.

Ja aber soll man Leid einfach nicht sehen?

Moritz: Ich frage Dich nur; was hast Du davon, wenn Du denkst: Ich sehe das Leid.

Nichts.

Moritz: Wer wärst Du, wenn Du nicht denken würdest: Ich sehe das Leid.

Ein anderer. Freier. Ich. Da könnte ich glücklicher sein mit dem, was ich sehe. Ich könnte mich mehr auf mich konzentrieren und wie ich die Welt sehe.

Moritz: Dein nächster Satz.

Ich will, dass sie lernen, bewußter zu werden.

Moritz: Die Menschen sollten bewußter werden, wie ist die Realität?

Ja, der eine wird bewußt, der andere nicht, je nachdem.

Moritz: Was hast Du davon, wenn Du denkst, dass die, die unbewußt sind, bewußter werden sollen?

Das ist auch wieder ein guter Wunsch von mir.

Moritz: Und wie fühlt sich das an, solche Wünsche zu haben und zu sehen, dass sie sich nicht erfüllen?

Ich vertraue auf eine höhere Macht, dass sie sich erfüllen.

Moritz: Prüf mal nach, wenn Du durch die Welt gehst und denkst: “der da sollte bewußter werden”, wie fühlt sich das wirklich für Dich an?

Bevormundend.

Moritz: Das ist meine Erfahrung auch. Und kannst Du wirklich wissen, dass die Anderen nicht bewußter werden?

Nee, das weiß ich nicht.

Moritz: Wer wärst Du, wenn Du nicht denken würdest, die Anderen sollten bewußter werden?

Auch wieder “Ich” und freier

Moritz: Dreh’s um.

Ich sollte bewußter werden. Ich sollte bewußter werden in Bezug auf die Anderen, um die Anderen so zu lassen, wie sie sind.

Moritz: Da kannst Du wirklich was tun.
Was hast Du noch geschrieben?

Was genau sollten sie tun oder nicht tun, denken oder fühlen? Auf ihre Gesundheit achten, weniger essen, rauchen, trinken, autofahren, die Natur lieben, sich an der Sonne freuen.

Moritz: Ja, Du hast recht. Das wäre wirklich besser, wenn die Leute das machen würden.

Gut. (Alle lachen)

Moritz: Wir machen die Work nur über Sachen, die uns schmerzen.

Also es schmerzt mich schon, wenn ich Alkoholiker sehe oder diese Dinge.

Moritz: Ok. Was schmerzt Dich am meisten?

Mord und Totschlag, vor allem Mord. Kriege.

Moritz: Also Menschen sollten nicht morden. Wie ist die Realität?

Ja, sie ist so.

Moritz: Was hast Du davon, dass Du denkst, die Realität sollte anders sein als sie ist?

Nichts. Das ist eine Wunschvorstellung.

Moritz: Wessen Angelegenheit ist es, ob gemordet wird oder nicht?

Meine nicht. Eines Höheren. Oder die Angelegenheit jedes Einzelnen.

Moritz: Wer wärst Du, wenn Du nicht denken würdest, die Menschen sollten nicht morden.

Freier.

Moritz: Glaubst Du, wenn wir kollektiv diesen Glaubenssatz “Die Menschen sollten nicht morden” aufgeben würden, dass wir uns dann alle gegenseitig umbringen würden? Glaubst Du, wir brauchen diesen Glaubenssatz wirklich?
Wie ist die Umkehrung?

Ich sollte nicht morden?

Moritz: Wenn Du Dich über Mörder aufregst, was mordest Du da?

Irgendwas in mir?
Aber was in mir?

Moritz: Bei mir ist es die Lebensfreude. Meine Lebenslust. Mein Gefühl zu leben, da zu sein.

Mhm. Mhm.

Moritz: Was schmerzt Dich noch, Kriege?

Ja, die Realität ist so. Es gibt sie.

Moritz:  Was hast Du davon, dass Du denkst, es sollte keine Kriege geben?
Gibt’s deshalb weniger Kriege?

Nee.

Moritz: Wie behandelst Du Dich, während Du an die Kriege denkst?

Schlecht.

Moritz: Wie behandelst Du die anderen Menschen?

Tja, während ich mich schlecht fühle, kann ich auch meine Lebensfreude nicht an die anderen weitergeben.

Moritz: Wie behandelst Du die Menschheit in Gedanken?

Auch schlecht oder niedrig.

Moritz: Wie behandelst Du Gott in Gedanken, wenn Du denkst, es sollte keine Kriege geben?
Vielleicht auch schlecht.

Moritz: Ja, Du willst ihn korrigieren, Du denkst, er macht seine Job nicht richtig. Wie fühlt es sich an, Gott korrigieren zu wollen?

Das ist ein ganz neuer Gedanke für mich. Ich denke, der Mensch hat einen freien Willen und es ist nicht die Angelegenheit Gottes. Den möchte ich da nicht kritisieren. Er hat seine Welt gut gemacht. Es ist Menschensache.

Moritz: Ok, wie behandelst Du dann die Welt in Gedanken. Die Menschenwelt.

Auch schlecht.

Moritz:  Wer wärst Du in der Welt, wenn Du nie wieder denken würdest, es sollte keine Kriege geben?

Lustig, fröhlich.
Dann würde ich mich aber auch gedankenlos fühlen.

Moritz: Kannst Du das wissen? Wie geht das, sich gedankenlos fühlen?

Ja egoistisch, weil ich dann nur an mich denke.

Moritz: Meine Erfahrung ist anders. Ich fange dann gerade erst an, überhaupt zu denken. Probier’s mal aus. Meine Erfahrung ist, dass man fröhlicher ist, wenn man weniger über Kriege nachdenkt, dass man mehr Energie hat und dann kann man sich sogar engagieren. Die meisten Leute, die denken, es sollte keine Kriege geben, die tun ja gar nichts. Sie sitzen vor dem Fernseher und ärgern sich.
Wie wäre die Umkehrung: es sollte keine Kriege geben?

Es sollte keine Kriege in mir geben.

Moritz: Die Welt ist dazu da, Dir zu zeigen, wie Du leben solltest. Katie geht so weit, zu sagen, sie sei den Mördern dankbar, denn sie zeigen uns, wie wir leben sollen. Wenn es keine Mörder gäbe, wüßten wir nicht, dass es sich nicht gut anfühlt, zu morden, dass es Konsequenzen hat, zu morden. Sie sagt: “Ich liebe jeden Mörder, denn auch er ist für mich Gott. Das heißt nicht, dass ich Mord gutheiße oder unterstütze.” Also Mörder nehmen freiwillig eine ungeheure Last auf sich, für uns. Wenn ich diese Menschen aber hasse und auch umbringen will, dann töte ich im Grunde genommen mich. Wenn ich sie hingegen liebe, fühle ich mich gut und frei.
Was hast Du noch geschrieben?

Die anderen leben nur im Hier und Jetzt und machen sich keine Gedanken um Gott und die Welt.

Moritz: Dreh‘ es um!

Wie soll ich das umdrehen? Ich kenne das System nicht.

Moritz: Man setzt sich ein, wo die anderen stehen und prüft dann, ob der Glaubenssatz wahrer wird. Dann kann man verschiedene Umkehrungen probieren und sehen, ob es wahrer wird oder nicht.

Ich lebe nur im Hier und Jetzt und mache mir Gedanken um Gott und die Welt?
Ich lebe nicht in Hier und Jetzt und mache mir zu viele Gedanken um Gott und die Welt?

 

Ich sollte mehr akzeptieren, was ist.

Ich ärgere mich, dass ich oft gar nicht richtig da bin und eben nicht das tue, was mir richtig Freude macht, dass ich also oft das Gefühl habe, ich nehme nicht so richtig am Leben teil.

Moritz: Du nimmst nicht richtig am Leben teil, ist das wirklich wahr?

... Jein.

Moritz: Du solltest mehr am Leben teilnehmen. Wie ist die Realität?

Ich tu’s nicht.

Moritz: Du nimmst so viel teil, wie Du teilnimmst.

Das ist alles? Das ist ein bisschen wenig, finde ich.

Moritz: Es sollte mehr sein, ist eine Lüge. Es ist wie es ist.
Wie fühlt es sich an, diese Lüge im Kopf zu haben? Wie nimmst Du am Leben teil, während Du gerade merkst, Du nimmst nicht teil und denkst, Du solltest mehr teilnehmen?

Ich stehe unter Druck.

Moritz: Und nimmst Du dadurch mehr teil?

Nee, eher weniger.

Moritz: Wer wärst Du, wenn Du nicht denken würdest, ich sollte mehr am Leben teilnehmen?

Dann könnte ich sicherlich mehr am Leben teilnehmen, weil ich mir dann die Gedanken ja nicht machen müßte.

Moritz: Ein bisschen mehr auf jeden Fall. Die Energie, die Du jetzt sinnlos verpulverst, wäre dann für Dich da.

Stimmt.

Moritz: Wie würde sich das dann anfühlen?

Wesentlich besser.

Moritz: Dreh‘ das um.

Ich ärgere mich, dass mein Denken oft gar nicht richtig da ist... ?

Moritz: ... nämlich bei dem, was gerade ist ...

Genau ... und das Denken dadurch nicht richtig lebt und auch nicht das tut, was ihm Freude machen würde – oder auch mir Freude machen würde. Das macht schon Sinn...

Moritz: Deinem Denken macht es vielleicht Freude, immer bei dem mitzumachen, was gerade ist...

... anstatt schon drei Schritte weiter zu sein!

Moritz: Das nächste.

Ich will, dass ich im aktuellen Augenblick mein Leben akzeptiere. Dass ich also da bin.

Moritz: Die Realität ist so, dass Du es nicht tust?
Und kannst Du wissen, dass es für Dich besser wäre, immer alles zu akzeptieren?

Nein.

Moritz: Kannst Du wissen, dass es für uns besser wäre?

Auch nicht.

Moritz: Was hast Du davon, dass Du denkst, Du solltest den Augenblick mehr akzeptieren und Du merkst, dass Du das gerade nicht tust?

Na ja, ich bin dann unzufrieden mit mir selbst.

Moritz: Wie behandelst Du dann uns?

Ihr bekommt das sicherlich zu spüren und ich selber auch.

Moritz: So – gibt’s einen Grund, daran festzuhalten?

Nein.

Moritz: Wer wärst Du, wenn Du nicht denken würdest, ich sollte den Augenblick mehr akzeptieren?

Wer wäre ich dann? Ich wäre zufriedener, weniger traurig und hätte sicher auch mehr Freude. Und ich würde für mich dann auch definitiv mehr mitnehmen können. Mhm.

Moritz: Finde die Umkehrungen.

Ich will, dass mein Denken im aktuellen Augenblick mein Leben mehr akzeptiert...

Ich will, dass ich mein Denken im aktuellen Augenblick mehr akzeptiere.

Moritz: Du wirst Dein Denken im aktuellen Augenblick wahrnehmen, zum Denken sagen: “Ok. Ich akzeptiere Dich, Du denkst gerade an die Vergangenheit oder an die Zukunft oder wie es sein könnte, aber ich gehe wieder zurück in den Moment”.

Dann müßte ich mein Denken eigentlich mitnehmen, es ist ja Teil von mir.

Moritz: Wenn Du nicht gegen Dein Denken kämpfst, dann könnte es sein, daß das funktioniert.
Das nächste?

Ich soll mein Leben fühlen und es unbewertet akzeptieren.

Moritz: Du solltest Dein Leben fühlen. Wie ist die Realität?

Da ich eben oft im Augenblick nicht da bin, habe ich das Gefühl, ich bin von mir entfernt. Ich fühle mich dann nicht.

Moritz:  Was hast Du davon, dass Du denkst, Du solltest Dein Leben mehr fühlen, während Du es gerade nicht fühlst?

Dass ich dann näher bei mir selber wäre, aber auch, dass ich wirklich mehr ich selber wäre.

Moritz: Wenn das funktionieren würde.
Funktioniert es?

Wenn ich solche Momente habe, dann schon.

Moritz: Und wenn es nicht funktioniert?

Dann bin ich natürlich traurig und gefrustet.

Moritz: Und das ist das, was Du davon hast. Du merkst gerade, dass Du das Leben nicht fühlst, Du denkst: “Ich sollte es mehr fühlen,” das funktioniert aber nicht und Du hast Frust.

Genau.

Moritz: Dann fühlst Du zwar was, aber nicht das, was Du willst.

Richtig.

Moritz: So – hätte es einen Sinn, das loszulassen?

Den Gedanken loszulassen? Ja!

Moritz: Und ich bitte Dich nicht, ihn loszulassen.
Wer wärst Du, wenn Du nie wieder denken würdest: “Ich sollte mein Leben mehr fühlen?”

Ich wäre frei zu fühlen, was ich gerade fühle und frei zu denken, was ich gerade denke.

Moritz: Und die Umkehrung?

Ich soll mein Denken fühlen?
Das finde ich schön.

Moritz: Dann würdest Du merken, dass das Denken wirklich nichts anderes tut, als seinen Job. Ich kann in mein Herz fühlen und dann merke ich, wie das Herz schlägt. Ich kann in meinen Bauch fühlen und dann spüre ich, wie es atmet, ich kann in mein Denken fühlen und dann merke ich wie es denkt. “Es ist zu warm hier, es ist zu laut, da raucht jemand, da stört mich eine Schaufel ...” und das fühle ich einfach. Das denkt der kleine Junge in mir immer weiter. Akzeptiert! Ich akzeptiere mein kleines vorprogrammiertes dummes Denken und wende mich Dir wieder mit voller Liebe und Aufmerksamkeit zu. Dann fühle ich mein Denken, habe mich selbst nicht schlecht behandelt, habe mich nicht verurteilt und bin wieder da.
Tja, ich hätte mich da jetzt wieder selbst verurteilt.

Moritz: Das steht ja auch in allen sogenannten spirituellen Büchern: “Man soll aufhören mit dem Denken, man soll das negative Denken abschaffen, man soll das Ego töten...

Die Work führt letzten Endes dazu, daß Du Dein Ego liebst, dass Du Dein Denken liebst! Wie ein kleines Mädchen in Dir, das weiterleben darf und sich weiterentwickelt. Mit Dir zusammen.

Und ich kämpfe da immer fleissig und müßig gegen an.

So ist das im Moment, aber wir fangen jetzt an, wie Katie immer sagt. Und Du hast ja jetzt die Work.

Ja, ich komme damit ja auch schon weiter, mir ist einiges schon klar.

Moritz: Du machst das sehr gut.

Ich brauche von mir, dass ich im Augenblick lebe und schöne und erfreuliche Dinge tue.

Moritz: Und wie ist die Realität? Tust Du es immer?

Nein.

Moritz: Was hast Du davon, dass Du denkst, Du solltest es tun, wenn Du es gerade nicht tust?

Ich setze mich wieder unter Druck.

Moritz: Und bringt es Dich mehr in den Augenblick, wenn Du das denkst?

Nein.

Moritz: Wer wärst Du, wenn Du das nie wieder denken würdest, ich sollte mehr im Augenblick sein?

Ich wäre freier und dann könnte ich vielleicht mehr im Augenblick sein. Weil ich das dann ja nicht denken würde.
Hach, das ist so ernüchternd.

Moritz: Dreh‘ es um.

Mein Denken sollte mehr im Augenblick sein?

Moritz: Da könntest Du was tun. Das andere ist nicht möglich, weil Du selbst ja längst im Augenblick bist. Was da so wehtut, ist die Lüge, etwas zu wollen, was längst eingetreten ist.

Jaja.

Der zweite Teil Deines Satzes war, ich sollte immer schöne und erfreuliche Dinge tun.

(Lachen)

Wie ist die Realiät?

Ich tue es nicht, es ist unrealistisch, es gibt immer Situationen, die nicht so schön sind...

Moritz: Ich finde es gut, dass Du den Fragebogen vom Standpunkt eines kleinen Mädchens ausgefüllt hast, so soll es sein. Dieses Denken, das wir alle haben, kann man wunderbar untersuchen.
Was hast Du davon, wenn Du denkst, alles was Du tust, sollte schön und erfreulich sein, während Du gerade das Gegenteil erlebst?

Da hab‘ ich überhaupt nichts von, das frustet mich ja dann noch mehr.

Moritz: Du tust gerade etwas, das Dir keine Freude macht, Du frustest Dich mit Deinen Gedanken darüber, und Du leidest noch mehr. Katie sagt, die Realität kann nie so grausam sein, wie wir zu uns selbst mit unseren Gedanken.
Ich mußte neulich eine Magenspiegelung über mich ergehen lassen und das ist sicher nichts, was viele Leute als erfreulich ansehen würden. Ich habe mir mit Absicht keine Spritze geben lassen, um das voll zu erleben. Und ich habe ganz genau gespürt, dass es immer dann unangenehm wurde, wenn ich Gedanken dazu hatte, wenn ich eine Geschichte dazu erfand: “Was macht er da jetzt, ich könnte ersticken, jetzt nimmt er eine Probe aus meinem Magen, was wäre, wenn ich jetzt kotzen müßte usw.”. Und wenn ich nichts dachte, dann war es hundertprozentig ok. Tatsache war, ich fand es eine tolle, interessante Erfahrung. Ich war geradezu high hinterher.
Wer wärst Du, wenn Du nicht denken würdest: “Alles was Du tust, sollte schön und erfreulich sein”?

Dann würde ich mir nicht den Druck machen, dass ich nur diese schönen und erfreulichen Dinge sehen möchte, dann wäre ich freier und offener für alles andere.

Moritz: Und wer wärst Du in der Situation, während Du etwas erlebst, was nicht so schön ist?

Auch dann könnte ich das akzeptieren, dann müßte ich nicht dagegen kämpfen.

Moritz: Es könnte sein, dass die Sachen dann schöner werden, oder dass Du das Schöne dann entdeckst.

Man könnte sogar fragen: Es gibt Dinge im Leben, die nicht schön und erfreulich sind, ist das wahr?

Vielleicht ist es nur die Bewertung, die die Dinge unerfreulich machen.

Moritz: Selbst wenn ich sterbe, und sei es durch einen Mörder; kann ich wirklich wissen, dass das nicht schön und erfreulich ist? Mancher, der auf andere Art gestorben ist, würde vielleicht sagen: “Moritz, das ist der schönste Tod, den man sich vorstellen kann.

Ratz fatz. Besser als jahrelanges Siechtum.

Moritz: Kann man auch nicht wissen. Meine Mutter hat jahrelang im Bett gelegen und sie hat immer gesagt: “Ändere Deinen Blickwinkel, versuche es mal mit anderen Augen zu sehen. Dann brauchst Du gar nichts zu ändern.” und “Es war trotz allem ein schöner Tag und wenn es heute gut war, war es auch gestern gut und ist auch morgen gut, wie ich es bei Iwan Denisowitsch gelernt habe.” Sie hat mir das vorgelebt.
Haben wir das umgedreht?

Das Denken braucht von mir, dass ich schöne und  erfreuliche Dinge tue?
Oder eben, ich brauche
nicht von mir, dass ich schöne und  erfreuliche Dinge tue.

Moritz: Fühlt sich das wahrer an?

Ein bisschen, aber nicht so richtig.

Marilies: Ich brauche von mir, dass ich schöne und erfreuliche Dinge erlebe? Im Grunde genommen könnte ja alles, je nachdem wie Du es bewertest und siehst, schön und erfreulich sein.

Moritz: Wenn Dein Herz dazu ja sagt, wäre das eine schöne Umkehrung.
Für mich würde stimmen, dass ich das Leben nicht einteile in “erfreulich” und “unerfreulich”.

Ja, das habe ich mir aufgeschrieben.
Was denke ich über mich: Ich bin fern der Realität, unkonzentriert, ich genieße nicht den Augenblick, ich bin fern von mir selber, traurig, freudlos, andererseits aber auch perfektionistisch in meinem Anspruch, ich möchte ein Ideal haben.

Moritz: Mein Denken...

Mein Denken ist fern der Realität, unkonzentriert, genießt nicht den Augenblick, ist fern von mir selber, traurig, freudlos und möchte perfekt sein, es möchte ein Ideal haben.
Stimmt alles.

Moritz: So ist unser aller Denken. Das, was wir wirklich sind, hat mit all dem nichts zu tun. Es weiß gar nicht wovon Du da sprichst. Wir sind Gott.

Ich freue mich darauf, dass ich nicht in meiner Mitte sein werde, dass ich das Gefühl habe, nicht zu leben und keine Freude zu empfinden.

Moritz: Vielleicht erinnert Dich das daran, die Work wieder zu machen. Und dann freust Du Dich vielleicht wirklich, weil Du dann merkst, dass alles um uns herum nur existiert, damit wir uns selbst finden.

 

Es macht mich traurig, dass ich keine erfüllende Beziehung habe - Selbstwert

Es macht mich traurig, dass ich im Moment keine glückliche, erfüllende Beziehung habe.

Moritz: Also du solltest eine glückliche, erfüllende Beziehung haben? Wie ist die Realität?

Ich habe keine.

Moritz: Was hast du davon, dass du denkst, du solltest das haben und du merkst, du hast es nicht? Wie fühlt sich das an?

Ich bin unzufrieden. Ich fühle eine Spannung in mir. Ich habe das Gefühl, ich bring’s irgendwie nicht.

Moritz: Genau. Was hast du noch davon?

Ich fühle mich hilflos. Ich habe null Ideen, wie ich es anstellen könnte.

Moritz: Wie behandelst du deine Umwelt, wenn du denkst, du solltest eine glückliche, erfüllende Beziehung haben, und du merkst, du hast das nicht?

Ich jammere herum.

Moritz: Wie fühlt sich das an? Wie behandelst du dich?

Ich setze mich herab.

Moritz: Wie behandelst du potentielle Beziehungen, Männer?

Ziemlich angespannt.

Moritz: Wie behandelst du Frauen?

Ich habe zum Beispiel eine Freundin, die mich ständig verkuppeln will und das nervt. Und mit Frauen, die auch keine Beziehung haben, beklagen wir uns gemeinsam...

Moritz: Das klingt alles nach Stress. Bringt dir das Denkmuster etwas?

Ich habe das Gefühl, wenn ich mich damit abfinde, bin ich unnormal. Dann habe ich mich aufgegeben.

Moritz: Meinst du, du brauchst das Denkmuster, um eine Beziehung zu haben? – Wenn du nie wieder denken würdest, ich muss eine Beziehung haben, glaubst du, dass du dann auch nie wieder eine haben würdest?

Es klappt ja eh nicht. Andererseits denke ich, ich brauche es als „Unzufriedensheitsmotor“, der mich in die Gänge bringt, auf die Straße treibt und in die Disko und zum Friseur.

Moritz: Seit wie vielen Jahren funktioniert der nicht, dieser „Unzufriedensheitsmotor“?

(lacht) Seit fünf Jahren.

Moritz: Und wenn du den abschalten würdest, könntest du keine Beziehung mehr haben? (...) Wer wärst du, wenn du nie wieder denken würdest, ich brauche eine Beziehung?

Das würde mir Angst machen. Dann hätte ich das Gefühl, ich bin ein Monster.

Moritz: Ich sage nicht, du sollst deinen geliebten Glaubenssatz fallen lassen. Und selbst wenn du ihn fallen lassen würdest, könntest du ihn dir jederzeit wieder zulegen – ich bitte dich nur, dir vorzustellen, wer du wärst, wenn du ihn nicht hättest. Stell dir vor, du gehst durch die Welt ohne jeden Gedanken wie: Ich soll eine Beziehung haben.

Ich wäre eigentlich – ziemlich zufrieden.

Moritz: Und könnte da nicht trotzdem ein netter Mann auftauchen? Und du könntest trotzdem sagen: Hallo! Und wenn der sagt: „Hey, du gefällst mir“, könntest du nicht trotzdem sagen: „du mir auch“?

Ich habe immer das Gefühl, ich müsste Regeln des Flirtens einhalten Und wenn ich das nicht mache, dann bin ich wieder wie ein Kind, ein Neutrum und dann merke ich gar nicht, dass das ein Mann ist.

Moritz: Und ist das wahr, dass du das dann nicht mehr merken würdest?

Wahrscheinlich nicht.

Moritz: Probiere es aus. Du kannst dir das Denkmuster jederzeit wieder zulegen, wenn es nicht klappt. Mach mal bitte die Augen zu und sieh’ wie du dein Leben lebst, und du denkst nicht: ich sollte eine Beziehung haben und ich bin unwert, mit mir ist etwas nicht in Ordnung... Du denkst gar nichts mehr darüber. Wie würdest du dann leben? Wie würdest du die Männer behandeln und deine Umgebung?

Ich wäre freundschaftlicher, mehr wie ein Kind.

Moritz: Es könnte sein, dass das deine Chancen steigert! Viele Männer mögen Kindfrauen. – Jetzt versuche mal die Umkehrungen zu finden.

Ich sollte im Moment keine glückliche, erfüllende Beziehung haben. Oder: Ich sollte im Moment eine glückliche, erfüllende Beziehung mit mir haben. Das ist beides wahrer.

Moritz: Dein nächstes Denkmuster.

Ich habe Torschlusspanik. Ich werde langsam zu alt, um Kinder zu kriegen.

Moritz: Du solltest Kinder haben, ist das wahr? Wie ist die Realität?

Ich habe keine.

Moritz: Was hast du davon, dass du denkst, du solltest welche haben?

Das macht mich traurig.

Moritz: Wie behandelst du dich selbst, wenn du denkst, du solltest Kinder haben und du siehst, du hast keine?

Da habe ich das Gefühl, ich habe nicht richtig hingeguckt, ich habe zu spät gemerkt, dass ich das eigentlich will.

Moritz: Wie fühlt sich das an?

Furchtbar.

Moritz: So bringt dir das Denkmuster wirklich etwas, außer Schmerz?

Das einzige ist... ich denke, ich muss in irgendeiner Form Gas geben.

Moritz: Brauchst du das Denkmuster, um Kinder zu haben? Wer wärst du, wenn du nicht denken würdest, ich sollte Kinder haben?

Da wäre ich wahrscheinlich auch irgendwie entspannter.

Moritz: Entspannung ist auch eine gute Voraussetzung, um Kinder zu haben.

Mhm.

Moritz: Wie ist die Umkehrung? „Ich sollte keine Kinder haben“, denn das ist die Realität. Und das heißt nicht, dass du nicht in Zukunft doch Kinder haben könntest. In wessen Macht steht das letzten Endes? (...) Dein nächster Satz?

Ich hätte gern ein Gegenüber, jemand, der mich liebt, jemanden, der mir Anerkennung als Frau gibt.

Moritz: Du brauchst Anerkennung als Frau, ist das wahr?

Also ich merke schon, dass es mir wahnsinnig schwerfällt, mich selbst anzuerkennen.

Moritz: Ist es wahr, dass du Anerkennung als Frau brauchst?

Ja, um so richtig glücklich zu sein, um aufzublühen, denke ich schon.

Moritz: Was hast du davon, dass du das denkst?

Was ich davon habe, ist das Gefühl, nicht zu blühen oder nicht zu leben.

Moritz: Und dieses Gefühl kommt nur von deinem Denkmuster. Und nicht von der mangelnden Anerkennung.

Ich mache eigentlich die anderen dadurch schlechter, als sie sind. Ich bewerte.

Moritz: Wie behandelst du die Welt, wenn du denkst, du brauchst Anerkennung als Frau? Und du kannst nicht aufblühen ohne sie.

Ich bin wieder sauer auf die Welt.

Moritz: Wie behandelst du dich?

Ich fühle mich wieder nicht wert.

Moritz: Wer wärst du, wenn du nie wieder denken würdest, ich brauche Anerkennung als Frau, um aufzublühen?

Freier. Vor allem nicht so bewertend, ich wäre mehr im Hier und Jetzt. Ich würde mehr mit dem sein, was das Leben bringt. Ich würde keinen Unterschied zwischen verschiedenen Arten von Glück machen.

Moritz: Und würdest du dann nicht mehr blühen? Und es kann sein, dass du dann auch mehr Anerkennung bekämst, während du mit dir selbst blühst und im Hier und Jetzt bist. – Hast du mehr Anerkennung bekommen, dadurch dass du dachtest, du solltest das haben?

Letztlich nicht, weil ich so krampfig danach gesucht habe.

Moritz: Soll ich dir mal ein bisschen Anerkennung geben? Meinst du, das bringt dir wirklich was? Meine Erfahrung ist, wenn man Anerkennung gibt, glauben es die anderen nicht. Oder sie denken: der will was von mir.

Ich finde es am besten, wenn ich mich selber schon gut finde und die anderen das dann auch sagen.

Moritz: So – was du wirklich brauchst, ist nicht die Anerkennung von anderen sondern...

... von mir selber.

Moritz: Das ist die Umkehrung. Lies mal den ganzen Satz.

Ich wäre gern mein eigenes Gegenüber, würde mich gerne selber lieben und mir selber gerne Anerkennung als Frau geben.

Moritz: Und die Situation, wie sie jetzt ist, ist dazu da, dich daran zu erinnern. Wenn du das alles hättest, was du dir wünschst, wärst du vielleicht in einem Zustand von Hypnose oder Schlaf. Aber diese kleinen Schmerzen, die du dir da selbst zufügst, sind im Grunde das Göttliche, das zu dir sagt: „Gib dir selbst Anerkennung, liebe dich selbst, spüre das Hier und Jetzt, spüre deine Energie.“

Was ich von außen erwarte, ist ja im Grunde genommen wie eine Droge, die ich mir zuführen muss...

Moritz: Das kommt noch dazu. Männer kommen und gehen, Anerkennung kommt und geht, aber du bleibst mit dir selber immer zusammen. Und es gibt ja außerdem noch das Problem, dass die anderen ja auch alle Anerkennung wollen. Die suchen sich die Frauen ja auch, um Anerkennung zu kriegen und nicht, um sie zu geben.

Die Erfahrung habe ich schon gemacht.

Moritz: Fangen wir bei uns an, geben wir erst mal die Anerkennung dem, der es am meisten braucht: uns selbst. Und dann bin ich so reich, dass ich es auch weitergeben kann. Und meine Erfahrung ist, dass ich dann eine Menge Anerkennung kriege.

Ich will nicht noch fünf Jahre in so einem Grauschleier leben, ohne Intimität, Romantik und Zärtlichkeit.

Moritz: Du brauchst Intimität, Romantik und Zärtlichkeit?

Ich denke, es wäre schöner.

Moritz: Aber ist es auch wahr, dass du das brauchst?

Nicht, um zu überleben. Aber um intensiv zu leben und um glücklich zu leben...

Moritz: Und ist es wirklich wahr? Kannst du wirklich wissen, dass du das alles brauchst, um glücklich zu leben? Was hast du davon, dass du denkst, du brauchst Intimität, Romantik und Zärtlichkeit?

Ich denke halt manchmal, ich möchte nicht so kauzig werden. Wie so eine Frau, die dann nur noch mit ihrer Katze spricht.

Moritz: Und das Denkmuster verhindert das Kauzige?

Nein. Im Gegenteil. Ich bin es ja schon.

Moritz: Es funktioniert nicht. Die Realität ist: Du hast keine Intimität, Romantik und Zärtlichkeit. Der Glaube, du müsstest das haben, bringt er dir, was du dir wünschst?

Nein.

Moritz: Verhindert das Denkmuster Kauzigkeit? Wenn du das fallen lassen würdest, würdest du dann plötzlich sehr kauzig werden?

Ich habe eher das Gefühl, das Denkmuster beschleunigt das noch. Ich sitze da mit meiner Katze auf dem Schoß und dann gucke ich mir irgendwelche Liebesfilme an und das Gefühl der Trennung nimmt eher zu. Mein Ideal und die Wirklichkeit gehen immer mehr auseinander.

Moritz: Wer wärst du, wenn du nie wieder denken würdest, ich sollte Intimität, Romantik und Zärtlichkeit haben?

Irgendwie wäre ich dann erwachsener.

Moritz: Und könntest du nicht trotzdem intim, romantisch und zärtlich sein, wenn sich die Gelegenheit ergibt?

Doch, das glaube ich schon. Ich wäre weniger in meiner Phantasiewelt. Ich wäre erwachsener, mehr so, wie ich wirklich bin.

Moritz: Ich sehe deine Chancen steigen. Wenn du weißt, wo du genau stehst, kannst du deinen Weg auch besser finden. Dreh’ deinen Satz mal um – du könntest dein Denken einsetzen.

Mein Denken soll nicht noch fünf Jahre in so einem Grauschleier leben, ohne Intimität, Romantik und Zärtlichkeit.

Moritz: Dein Denken lebt doch offensichtlich in einem Grauschleier. Du bist eine schöne junge Frau und die Welt steht dir offen. Wir könnten über einen Grauschleier anfangen zu reden, wenn du in den Slums von Biafra leben würdest. Zahnlos, einbeinig, aidskrank...

Ich bin es nicht wert, einen tollen Mann zu kriegen.

Moritz: Ist das wahr? Spüre in dein Herz.

Nee.

Moritz: Was hast du davon, dass du das denkst? Und wir alle denken so etwas – manchmal.

Eigentlich verpisse ich mich damit nur noch.

Moritz: Spüre das mal, was du mit dir machst, wenn du so etwas denkst. Und wie behandelst du Männer wenn du denkst, du bist es nicht wert?

Ich sehe sie nicht. Oder ich belege sie mit etwas.

Moritz: Wie behandelst du die Welt, wenn du denkst, ich bin es nicht wert? Deine Welt, in der du lebst?

Ich bringe mich in diesen Grauschleier. Ich bin nicht mehr ganz. Ich habe nicht mehr alle Möglichkeiten.

Moritz: Bringt das Denkmuster dir irgend etwas? „Ich bin es nicht wert.“

Das bringt mir eigentlich nur, dass ich mich so verpisse.

Moritz: Bringt das Denkmuster dir etwas Positives?

So ein bisschen, dass ich meine Ruhe habe. (lacht) Ich stelle mich aufs Abstellgleis.

Moritz: Wer wärst du, wenn du nie wieder denken würdest, ich bin es nicht wert, einen tollen Mann zu haben?

Dann wäre ich eigentlich ziemlich toll. Dann wäre das Ganze vollständiger. Dann gäbe es da nicht einen tollen Mann und das kleine Lieschen, sondern beide wären toll.

Moritz: Das klingt erwachsener.

Es wäre realistischer. Ich würde den anderen auch mehr als Mensch sehen. Da gäbe es auch eine interessante Umkehrung: Ich bin es wert, ein tolles Denken zu haben!

Moritz: Super. Ein tolles Denken ist alles, was du brauchst. Und: Ich bin es wert, einen tollen Mann zu kriegen, das kann ich sehen, dass das auch wahrer ist. Ich weiß, dass du hier im Sessel sitzt. Das ist das Höchste. Irgendwann stehst du auf und dazu brauchst du kein Denkmuster. Dann ergibt sich die nächste Situation. Wenn du denkst, ich bin es nicht wert, blendest du alles mögliche aus. Du beschneidest deine Möglichkeiten. Ich glaube, unsere Denkmuster machen uns nur blind für die Realität.

 

 

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